Serie Bilanzskandale: Schummeln bei den Rückstellungen bläst den Gewinn auf

Rückstellungen haben den unerfreulichen Effekt, den Jahresüberschuss zu verringern. Warum der Bilanzposten bei Fälschern so beliebt ist? Es ergeben sich – zumindest vorerst – keine Auswirkungen auf die Liquidität, denn bei fingierten Umsatzerlösen stellt sich bei der Erstellung des Jahresabschlusses und der Abschlussprüfung schnell mal die Frage nach der Werthaltigkeit der Forderungen. Der Trick mit den Treuhandkonten ist seit Wirecard nun auch verbrannt. Dort wurden Forderungen zu Guthaben auf Treuhandkonten.

Zurück zu den Rückstellungen: Beim Fälschen von Bilanzen wird die Bildung von Rückstellungen unterlassen bzw. mit einem deutlich zu geringen Betrag erfasst. Dabei ist nicht die Ausnutzung von Bewertungsspielräumen gemeint, denn das ist legal. Es werden bewusst Rückstellungen nicht gebildet, um den Jahresüberschuss nicht zu belasten.

Vorgehensweise der Täter

Was haben die Täter gemacht? Dazu ein Beispiel aus einem Praxisfall: Weiterlesen

Vertane Chance – EU-Kommission verschiebt Reform der Abschlussprüfung

Die Causa Wirecard…. auch für die Abschlussprüfung gab es noch vor der Bundestagswahl im September 2021 die ersten Gesetzesreformen, die beschlossen wurden. Darin wurde unter anderem die Haftung verschärft und die Rotationspflicht für alle Unternehmen von öffentlichem Interesse nach zehn Jahren festgelegt. Auch auf EU-Ebene sollte es Reformen geben, denn Wirecard hat auch diese aufgeschreckt.

Doch wie so oft: Sobald das Interesse an einem Skandal gesunken ist, stehen die Reformvorschläge wieder auf dem Abstellgleis. Eine vertane Chance, wie ich finde.

EU-Kommission drückt auf die Pause-Taste

Wirecard war auch für die EU-Kommission eine Art Weckruf: Die Themen Marktkonzentration sowie die Qualität der Abschlussprüfung sind die relevanten Themenfelder. Doch dieser Weckruf hat offenbar nicht dazu geführt, dass weitere Reformen auf EU-Ebene diskutiert werden. So standen in Deutschland beispielsweise auch das Thema Joint bzw. Shared Audit auf der Agenda, um so der Marktmacht der Big4 entgegenzuwirken. Bisher wenig diskutiert wurde die Einführung von Mindest-Honoraren. Denn durch die Einführung der Rotationspflicht vor einiger Zeit gibt es hier einen Preiswettbewerb. Weiterlesen

Versagungsvermerke – Worauf man hier besonders achten sollte

Wirtschaftsprüfer können nicht einfach so einen Versagungsvermerk erteilen. Dafür braucht es schon driftige Gründe. Diese sollte man sich genauer anschauen und besonders kritisch sein. Adler und Windeln.de haben im letzten Jahr kein Testat für ihren Abschluss 2021 erhalten. Warum, das schauen wir uns nun genauer an, denn dies könnte in diesem Jahr häufiger vorkommen.

Auszug Versagungsvermerke Adler und Windeln.de

KPMG hat das verweigerte Testat bei der Adler Real Estate AG wie folgt begründet: Weiterlesen

Wenn der Betriebsprüfer zweimal klingelt

Eine Betriebsprüfung sorgt bei den meisten Unternehmern für Unbehagen. Immerhin werden Klein- und Kleinstbetriebe eher selten geprüft. Und Anschlussprüfungen sind bei diesen Betrieben noch seltener, es sei denn, es gibt einen bestimmten Anlass, etwa Ungereimtheiten in der Buchführung, die so gravierend sind, dass ein zweiter Besuch des Prüfers aus Sicht der Finanzbehörde sinnvoll erscheint.

Manch Unternehmer muss eine Anschlussprüfung aber ohne offensichtlichen Anlass erdulden. Zumindest erschließt sich ihm selbst dieser Anlass nicht. Und so wird hin und wieder versucht, die Prüfungsanordnung anzufechten. Doch es dürfte wohl nur sehr seltene Fälle geben, in denen eine Anfechtung der Prüfungsanordnung von Erfolg gekrönt ist. Weiterlesen

Serie Reformen der Abschlussprüfung (Teil 3): Beauftragung des Abschlussprüfers

Bisher ist es so: Die Aktionäre wählen den Abschlussprüfer, der auf der Hauptversammlung vorgeschlagen wird. Die Vorauswahl für die Prüfungsgesellschaft erfolgt durch den Aufsichtsrat des Unternehmens. Den Prüfungsauftrag erteilt anschließend dann der Aufsichtsrat des Unternehmens.

Im Koalitionsvertrag wird die hohe Marktkonzentration auf dem Prüfermarkt erwähnt, der die Regierung entgegenwirken möchte. Als Beispiel wird hier eine öffentliche Auftragsvergabe genannt. Eine derartige Änderung der bisherigen Praxis wäre aus volkswirtschaftlicher Sicht ein erheblicher Eingriff in den Prüfermarkt.

Fragen über Fragen

Hier stellt sich die Frage: Könnte eine öffentliche Auftragsvergabe die bestehenden Probleme lösen? Wo sollte die Auftragsvergabe angesiedelt werden? Wie wird gewährleistet, dass keine Prüfungsgesellschaft bevorzugt wird? Wie soll die Auswahl der Prüfungsgesellschaft erfolgen: Mittels eines Losverfahrens oder festgelegter Kriterien, die öffentlich bekannt sind? Weiterlesen

Serie Reformen der Abschlussprüfung (Teil 2): Einführung einer Honorarordnung für Abschlussprüfer?

Im ersten Teil hatten wir uns mit der Frage der Abschaffung des „Haftungsprivilegs“ für die Abschlussprüfung beschäftigt. Diese sollte unbedingt im Zusammenhang mit der Frage des Honorars für die Abschlussprüfung diskutiert werden. Was ist das Problem bei den Kosten für die Abschlussprüfung?

Aus Sicht eines Unternehmens ist die Abschlussprüfung eine notwendige Pflicht, der es unterliegt. Es besteht also keine Entscheidungsfreiheit, für diese Dienstleistung Geld ausgeben zu müssen. Wie meine Erfahrung in der Steuerberatung gezeigt hat, gibt es daher oftmals einen Wunsch: Es soll möglichst wenig kosten.

Status quo des Prüferhonorars

Wenn ein Unternehmen einen besonders strengen Wirtschaftsprüfer hat, der höhere Kosten verursacht, kann es damit bei den Aktionären (noch) nicht punkten. In meinen Gesprächen mit Berufsträgern habe ich auch immer wieder gehört: Wir haben schon oft erlebt, dass wir nicht mandatiert wurden, da ein Konkurrent die Leistungen günstiger angeboten hat. Weiterlesen

Serie Reformen der Abschlussprüfung (Teil 1): Abschaffung des Haftungsprivilegs für Wirtschaftsprüfer?

Durch die Reformen des Gesetzes zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) hat sich auch in der Abschlussprüfung einiges verändert. Da die Reformen jedoch aufgrund der anstehenden Bundestagswahl im letzten Jahr parallel zur Aufarbeitung des Wirecard-Skandals im Untersuchungsausschuss erfolgt sind, bedarf es weiterer Diskussionen. Das Thema Joint Audit hatte ich bereits an mehreren Stellen diskutiert.

In dieser kleinen Reihe möchte ich weitere Themen betrachten und mit der Frage starten, ob das Haftungsprivileg für die Wirtschaftsprüfung abgeschafft werden sollte. Bevor ich in die Diskussion einsteige, erlauben Sie mir ein paar einleitende Worte: Die separat diskutierten Themen sollten meines Erachtens bei einer Diskussion beispielsweise im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages jedoch zusammengefasst erfolgen. Was bedeutet dies? Wenn wir über eine weitere Haftungsausweitung sprechen, sollte auch das Thema Honorar des Abschlussprüfers betrachtet werden. Weiterlesen

Reform der Abschlussprüfung: Joint Audit als Ausweg aus allen Problemen?

Hausaufgaben für die neue Bundesregierung

Auf die neue Bundesregierung kommt viel Arbeit zu. Damit meine ich nicht nur aktuell brennende Themen wie die Pandemie und den Klimawandel. Im Vergleich dazu vermag die Reform der Abschlussprüfung eher weniger dringlich erscheinen. Doch das im Mai 2021 beschlossene FISG ist so nicht ausreichend, um ein zweites Wirecard zu verhindern.

Die Reform der Abschlussprüfung und eine weitere Verschärfung der Gesetze wird dies allein nicht verhindern. Da es jedoch viele verschiedene Facetten gibt, möchte ich mich in diesem Beitrag auf die Abschlussprüfung fokussieren.

Status quo: Gefahr der Verschärfung der Marktkonzentration

Die geänderten Regelungen werden nicht dazu beitragen, die ohnehin schon hohe Marktkonzentration auf dem Prüfermarkt zu verringern. Ganz im Gegenteil: Es besteht eher das Risiko, dass sich diese weiter verschärft. Durch die Verschärfung der Haftung besteht die Gefahr, dass einige Prüfungsgesellschaften aus dem Markt aussteigen. Weiterlesen

Serie Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers – Was die Praxis dazu sagt

Studien zur Beurteilung der Qualität der Abschlussprüfung gibt es wie Sand am Meer. Doch anders als bei Sandkörnern ist die Vorgehensweise sehr unterschiedlich. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die meisten Studien aus den USA kommen. Wie so oft haben wir in Deutschland hier noch etwas Nachholbedarf.

Einige wichtige Erkenntnisse aus den Studien werde ich in diesem Beitrag näher beleuchten.

Arbeitsbelastung des (verantwortlichen) Abschlussprüfers

Wenig überraschend ist das Ergebnis, dass eine hohe Arbeitsbelastung der Abschlussprüfer die Prüfungsqualität beeinträchtigt. Dabei spielt nicht nur die Arbeitsbelastung des betroffenen Mandates, sondern die Arbeitsbelastung bei der Betreuung mehrerer Mandate eine Rolle. Diese Erkenntnis zeigt, dass bei einem Wechsel des Abschlussprüfers auf die Arbeitsbelastung des verantwortlichen Prüfers geachtet werden sollte. Weiterlesen

Prüfung der nichtfinanziellen Erklärung durch den Abschlussprüfer

Die nichtfinanzielle Erklärung ist inhaltlich kein Pflichtprüfungsgegenstand der gesetzlichen Abschlussprüfung. Der Abschlussprüfer hat sich nur zu vergewissern, ob die Erklärung vorgelegt wurde (§ 317 Abs. 2 Sätze 4 bis 5 HGB). Hingegen hat der Aufsichtsrat einer AG die Erklärung zu prüfen (§ 171 Abs. 1 Satz 4 AktG n.F.).

Der Aufsichtsrat kann die externe Prüfung beauftragen (§ 111 Abs. 2 AktG n.F.), was regelmäßig erfolgen dürfte. Die Beurteilung des Ergebnisses einer freiwillig beauftragten externen Überprüfung der nichtfinanziellen Erklärung ist veröffentlichungspflichtig (§ 289 b Abs. 4, § 315b Abs. 4 HGB).

Naheliegend, aber keinesfalls zwingend ist die Beauftragung des gesetzlichen Abschlussprüfers mit der inhaltlichen Prüfung. Mit Zweifelsfragen im Zusammenhang mit der Prüfung der nichtfinanziellen Erklärung durch den gesetzlichen Abschlussprüfer hat sich die Geschäftsstelle des IDW auseinandergesetzt. Weiterlesen