Alles nachhaltig oder, was? – Teil II

Genug ist genug – Warum wir in der Bilanzierung auch endlich nachhaltig denken müssen

Über das Thema Nachhaltigkeit habe ich mich vor kurzem in Teil I ausgelassen.

Heute geht es um eine andere Frage: Wie können wir es schaffen, dass Unternehmen wirklich nachhaltig sind bzw. werden?
Waren Sie schon mal in Peking beim Stadtbummel? Abgesehen von der Masse an Menschen gibt es etwas, dass vor allem für Hausstauballergiker eine Qual ist: Die schlechte Luft. Was hat das nun bitte schön mit Bilanzierung zu tun? Hier muss ich nun etwas ausholen. Es stellt sich die Frage, warum die Luft in Peking so schlecht ist, dass verzweifelte Chinesen sogar bereit sind, sich eine Flasche „gute Luft“ aus dem Ausland zu kaufen. Unvorstellbar, wofür man in der „Not“ doch so alles Geld ausgibt.

Wenn ich als Unternehmen mit Sitz in China aufgrund geringer gesetzlicher Umweltschutzauflagen günstig produzieren kann, freuen sich die Konsumenten. Zumindest kurzfristig. Diese können dann aufgrund niedrigerer Preise shoppen bis zum Umfallen und brauchen sich nicht überlegen, ob sie sich z.B. die zehnte Handtasche kaufen. Der Schrank ist zwar schon voll – aber egal. An dieser Stelle möchte ich mich nicht weiter über den Konsumwahn(-sinn) vor allem in der westlichen Welt auslassen. Aber eines sei gesagt: Wir verursachen damit erhebliche Schäden für Umwelt und Co.

Durch die geringeren Produktionskosten mangels gesetzlicher Auflagen kann also unser chinesisches Unternehmen die Produkte günstiger anbieten. Was im Preis nicht berücksichtigt wird, ist die durch die Produktion entstehende Umweltverschmutzung. Uns Konsumenten interessiert es auch erst dann, wenn wir wie in chinesischen und indischen Großstädten so schlechte Luft haben, dass die Lebensqualität und -erwartung abnimmt. Und Handlungsbedarf ist ja erst da, wenn es zwingend notwendig wird. Denn schließlich würde eine freiwillige Einschränkung Konsumverzicht bedeuten. Und wer will das schon wirklich?

Diese im Preis nicht berücksichtigten Kosten für die Umweltverschmutzung werden in der Ökonomie als sog. negative externe Effekte bezeichnet. Dies bedeutet, dass die Produktion des Unternehmens die Umwelt negativ beeinflusst, ohne dass dies im Preis des Produktes berücksichtigt wird. Durch die sog. Internalisierung der negativen externen Effekte würde diese negative Auswirkung auf Dritte im Preis miteinberechnet werden. Und wann würde das unser chinesisches Unternehmen tun? Nun, wenn der Staat beispielsweise hohe Umweltauflagen festsetzt, die die Produktionskosten für die Unternehmen erheblich erhöhen. Dies würde sich dann – hoffentlich – auch im Preis der verkauften Güter widerspiegeln.

Haben wir in Deutschland nicht auch solche Probleme? Durch die Ausbeutung unserer Ackerböden richten wir ebenso Schäden an, die wie in China erst langfristig zum Tragen kommen. Durch die heutige Ausbeutung sind die Preise mangels Internalisierung der negativen externen Effekte geringer. Das freut uns Konsumenten – eben kurzfristig.

Doch wie können wir diese Auswirkungen in der Bilanzierung berücksichtigen? Lösungsmöglichkeiten, wie sie beispielsweise Christian Hiß in seinem Buch „Richtig rechnen! Durch die Reform der Finanzbuchhaltung zur ökologisch-ökonomischen Trendwende“ vorschlägt, zeige ich Ihnen in der nächsten Folge „Alles nachhaltig, oder was?“ Teil III auf.

Lesen Sie auch „Alles nachhaltig, oder was?“ Teil I

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