Serie „Bilanzskandale“: Unternehmenskrisen als Auslöser für Bilanzmanipulationen

Krise. Kostendruck. Druck von Investoren und Lieferanten. Fehlende Umsatzerlöse. Keine Verbesserung der Lage in Sicht. Weder kurz- noch mittelfristig. Der Aufsichtsrat macht Druck. Die Stimmung in den Aufsichtsratssitzungen und im Unternehmen verschlechtert sich.

Unternehmenskrisen sind oftmals ein Auslöser von Bilanzmanipulationen. Die Bilanzfälscher sind in dieser Situation verzweifelt, da alle ergriffenen legalen Maßnahmen keine Früchte getragen haben. Oftmals sind sie Ersttäter. Doch mehr dazu lesen Sie Anfang August.

In vielen Fällen sind es gravierende Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit, die ein Unternehmen in eine tiefe Krise stürzen. Stichwort: Insolvenz vermeiden. Folgende betriebswirtschaftliche Fehlentscheidungen können dies beispielsweise sein:

  • überhastete Expansion aufgrund falscher Markteinschätzung
  • zu hohe Gewinnentnahmen der Anteilseigner
  • Uneinigkeit bei der Ausrichtung der Strategie des Unternehmens im Management bzw. Vorstand
  • zu niedrige Eigenkapitalausstattung und zunehmende Verschuldung
  • erhebliche Abhängigkeit von einem oder wenigen Kunden oder Lieferanten
  • falsche Preis- und Produktpolitik
  • zu geringe Kapazitätsauslastung aufgrund eines überhasteten Wachstum

Die Fehleinschätzungen des Managements und jahrelange Verluste führen zu ständig steigenden Verlustvorträgen. Bei unternehmerischen Aktivitäten ist es in der Praxis in der Regel immer so, dass ein Unternehmen auch Misserfolge hinnehmen muss. Allerdings sollte vor den Warnsignalen (steigenden Verlusten, sinkenden Umsatzerlösen) nicht die Augen verschlossen werden. Sicherlich ist dies nicht leicht Der Geschäftsführer, der „sein“ Baby gegründet hat, stellt fest: sein Geschäftskonzept funktioniert nicht mehr. Verluste häufen sich an. Finanzielle Schwierigkeiten und Liquiditätsprobleme sind auf der Tagesordnung. Auch wenn es schwer fällt, es muss gehandelt werden. Denn die Augen verschließen hilft nicht weiter. Bilanzfälschung auch nicht. Zumindest mittelfristig wird diese auffallen, denn bei den meisten Fällen der Vergangenheit zeigt sich: Auch wenn Gewinne oftmals kurzfristig „erfolgreich“ manipuliert und fiktive Bankbestände ausgewiesen wurden – dauerhaft klemmt es meistens bei der Liquidität.

Sofern der Jahresabschluss geprüft werden muss, hat der Wirtschaftsprüfer die Aufgabe, die sog. Going-Concern-Prämisse zu überprüfen. Sofern er nicht davon ausgeht, dass das Unternehmen zwölf weitere Monate fortbesteht, hat dies Auswirkungen auf den Jahresabschluss.

Damit ein Unternehmen in eine existenzgefährdende Krise gerät, kommen in der Regel mehrere Fehlentscheidungen zusammen. Eine Unternehmenskrise geht oft einher mit einer hohen Fluktuation im Unternehmen. Hier ist es beispielsweise die Aufgabe von Kontrollgremien, wie dem Aufsichtsrat, die Entwicklung des Unternehmens kritisch zu betrachten und Einsicht in weitere Unterlagen zu fordern, sofern dies notwendig scheint. Die Rufschädigung bei Aufdeckung von Bilanzmanipulationen ist jedoch deutlich schlimmer, als wenn ein Unternehmen Insolvenz anmelden muss. So oder so: Das Unternehmen hat Verantwortung für seine Mitarbeiter.

Lesen Sie Anfang August mehr über das Täterprofil der Bilanzfälscher.

 

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