Skandal wegen Wasserprivatisierungen bei Nestlé lässt Aktionäre kalt

Es gibt Situationen, da geht einem das Messer im Sack auf. In diesem Fall springt es sogar aus dem Sack und schreit. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung berichtet die Autorin von der Generalversammlung von Nestlé. Zwei Aktionäre, die nach den Wasserprivatisierungen und Lebensmittelskandalen gefragt haben, interessieren sich für diese Themen nicht. Nestlé sei eine gute Firma. In den Ohren der Betroffenen klingt dies vermutlich wie blanker Hohn. Und dabei sind die beiden genannten Skandale nicht die einzigen.

Nestlé ist sicherlich nicht das einzige Unternehmen, das auf diese Weise agiert. Beim Thema Palmöl stößt man auf weitere Unternehmen. Der Film „Die grüne Lüge“ deckt auf, wie Unternehmen Green Washing betreiben. Hat man sich vor dem Film mit bekannten Süßigkeiten eingedeckt, ist man diese nach einigen Filmminuten nur deshalb, um nicht die Lebensmittelverschwendung zu befeuern.

Betrachten wir das Thema Wasser genauer. Nestlé kauft weltweit Wasserrechte von staatlichen Behörden. Damit hat der Konzern die Erlaubnis, direkt aus dem Grundwasser Wasser abzupumpen. Dieses Wasser wird aufbereitet und als Tafelwasser in Plastikflaschen veräußert. Dadurch verschlimmert sich in einigen Ländern die ohnehin bereits bestehende Wasserknappheit. Südafrika. Beispielsweise. Dort geht das Wasser laut Prognosen bald aus. Ist Wasser das neue Gold?

Der Konzern ist sich keiner Schuld bewusst, mit den eigenen Aktivitäten das Wasservorkommen in einigen Ländern der Welt zu beeinträchtigen. Noch mal vereinfacht: Die Bewohner haben durch Nestlé eine größere Wasserknappheit. Sie haben die Ehre, dass eigene Wasser in aufbereiteter Form nun von Nestlé in Plastikflaschen kaufen zu dürfen. Zur Erinnerung: Wasser zählt zu den Grundbedürfnissen aller Menschen.

Zitat auf der Homepage des Unternehmens: „Das Angebot von Wasser – Mineralwasser oder Quellwasser – in Flaschen steht mit einer öffentlichen Wasserversorgung nicht im Konflikt oder im Wettbewerb. Der Gewinn ist bei abgefülltem Wasser nicht höher als bei anderen Produkten.“

Produkte von Nestlé finden sich überall in unserem Leben, oftmals ist dies uns vielleicht gar nicht bewusst, Produkte des Konzerns zu kaufen. Mehr als 2.000 Marken zählen zu dem Konzern.

Doch warum sollte das Unternehmen etwas an der Situation ändern, wenn es nicht einmal die Aktionäre interessiert? Denn mehr Gewinn heißt mehr Dividende. Diese war in den letzten Jahren attraktiv für Investoren. Es wird sich erst dann etwas tun, wenn die Konsumenten die Produkte meiden und kleine Unternehmen unterstützen. Denn spätestens dann fürchten die Aktionäre um ihre Geldanlage.

Fazit: Wenn Aktionäre auf derartige Berichterstattung der Medien nicht reagieren, hilft vermutlich nur eines: Konsumverweigerung. Traurig, aber wahr. Hoffen wir, dass dies nicht zur Befeuerung von weiteren „grünen Lügen“ führt.

Lesen Sie dazu auch:

Theile: Gut oder böse, Süddeutsche Zeitung vom 7. Mai 2018

 

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