Vorsicht beim Prüferwechsel: Wann Anleger misstrauisch werden sollten

Warum wechselt ein Unternehmen seinen Wirtschaftsprüfer? Dafür kann es verschiedene Gründe geben. So besteht beispielsweise für bestimmte börsennotierte Unternehmen eine Rotationspflicht. Wechselt ein Unternehmen aber bereits nach kurzer Mandatsdauer den Abschlussprüfer, ist Vorsicht geboten. Dies gilt auch, wenn es immer länger dauert, bis der geprüfte Abschluss vorliegt.

Wieso Unternehmen die Prüfungsgesellschaft austauschen

Seit der Reform des FISG im Anschluss an den Zusammenbruch von Wirecard müssen alle Unternehmen von öffentlichem Interesse, unabhängig von ihrer Branche, alle zehn Jahre ihre Prüfungsgesellschaft wechseln. Die Möglichkeit, das Mandat auf maximal 20 Jahre zu verlängern, wurde abgeschafft, sofern es sich nicht um Banken, Versicherungen oder Finanzinstitute handelt. Ziel der externen Rotationspflicht ist die Wahrung der Unabhängigkeit des Abschlussprüfers.

Es gibt aber auch andere Gründe, warum Unternehmen den Abschlussprüfer wechseln. Weiterlesen

Update Causa Adler: Die verzweifelte Suche nach einem Abschlussprüfer – brauchen wir eine „harte“ Reform?

Kaum hat das neue Jahr richtig begonnen, geht es bei Adler wieder richtig rund. Zur Erinnerung: Freiwillig hatte sich keine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf die Ausschreibung von Adler beworben. Der Immobilien-Konzern sah sich gezwungen, das Gericht um Hilfe zu bitten. Das Amtsgericht-Charlottenburg bestellte KPMG als Prüfer. Doch diese haben abgelehnt. Und nun?

Ein Blick zurück

Spannend. Schließlich hatte KPMG sich im letzten Jahr geweigert, weiterhin die Bücher von Adler zu prüfen. Bei der traumhaften Zusammenarbeit mit dem Mandanten keineswegs verwunderlich, denn schließlich war Adler bei der Vorgabe von Unterlagen nicht kooperativ. Dazu kommt noch die Ankündigung des Verwaltungsratschefs, dass für 2022 ein uneingeschränktes Testat angestrebt werde. Und in diesem Jahr ist deutlich mehr Zeit, einen testierten Abschluss vorzulegen, denn nicht mehr der 30. April wie im letzten Jahr, sondern der 31. Dezember ist dieses Jahr die finale Frist. Dass die Zeit knapp ist, um alle vom Prüfer geforderten Unterlagen diesem zur Verfügung zu stellen, wird also dieses Jahr nicht mehr durchgehen. Weiterlesen

Serie Reformen der Abschlussprüfung (Teil 2): Einführung einer Honorarordnung für Abschlussprüfer?

Im ersten Teil hatten wir uns mit der Frage der Abschaffung des „Haftungsprivilegs“ für die Abschlussprüfung beschäftigt. Diese sollte unbedingt im Zusammenhang mit der Frage des Honorars für die Abschlussprüfung diskutiert werden. Was ist das Problem bei den Kosten für die Abschlussprüfung?

Aus Sicht eines Unternehmens ist die Abschlussprüfung eine notwendige Pflicht, der es unterliegt. Es besteht also keine Entscheidungsfreiheit, für diese Dienstleistung Geld ausgeben zu müssen. Wie meine Erfahrung in der Steuerberatung gezeigt hat, gibt es daher oftmals einen Wunsch: Es soll möglichst wenig kosten.

Status quo des Prüferhonorars

Wenn ein Unternehmen einen besonders strengen Wirtschaftsprüfer hat, der höhere Kosten verursacht, kann es damit bei den Aktionären (noch) nicht punkten. In meinen Gesprächen mit Berufsträgern habe ich auch immer wieder gehört: Wir haben schon oft erlebt, dass wir nicht mandatiert wurden, da ein Konkurrent die Leistungen günstiger angeboten hat. Weiterlesen

Serie Reformen der Abschlussprüfung (Teil 1): Abschaffung des Haftungsprivilegs für Wirtschaftsprüfer?

Durch die Reformen des Gesetzes zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG) hat sich auch in der Abschlussprüfung einiges verändert. Da die Reformen jedoch aufgrund der anstehenden Bundestagswahl im letzten Jahr parallel zur Aufarbeitung des Wirecard-Skandals im Untersuchungsausschuss erfolgt sind, bedarf es weiterer Diskussionen. Das Thema Joint Audit hatte ich bereits an mehreren Stellen diskutiert.

In dieser kleinen Reihe möchte ich weitere Themen betrachten und mit der Frage starten, ob das Haftungsprivileg für die Wirtschaftsprüfung abgeschafft werden sollte. Bevor ich in die Diskussion einsteige, erlauben Sie mir ein paar einleitende Worte: Die separat diskutierten Themen sollten meines Erachtens bei einer Diskussion beispielsweise im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages jedoch zusammengefasst erfolgen. Was bedeutet dies? Wenn wir über eine weitere Haftungsausweitung sprechen, sollte auch das Thema Honorar des Abschlussprüfers betrachtet werden. Weiterlesen

Lehren aus Wirecard (Teil 0) – EY hatte Forensiker zur Unterstützung geholt

Wie aussagekräftig ist der neue Bestätigungsvermerk?

Eigentlich sollte die Serie mit Teil 1 starten. Doch im Causa Wirecard läuft vieles schneller, daher der kleine Vorschub. Denn die Diskussionen beginnen sich zu ändern: War der Wirtschaftsprüfer machtlos, einen angeblichen Betrug bei Wirecard aufzudecken? Stimmt, ein Wirtschaftsprüfer ist kein Forensiker.

Aber was ist denn eigentlich die Zielsetzung der Abschlussprüfung? Weiterlesen

Serie „Bilanzskandale“: Aufdeckung – aber wie?

Der neueste Bilanzskandal trägt den Namen Steinhoff. Gab es Warnzeichen? Gibt es Umstände, die auf einen möglichen Skandal hinweisen? Die Fälle der Vergangenheit zeigen: Es gibt einige Ähnlichkeiten, denn einige Umstände weisen bei den Skandalen Parallelen auf. Doch nun zu den Warnsignalen im Einzelnen: Weiterlesen

Sind Bilanzskandale vom Aussterben bedroht?

Wie Big Data die Wirtschaftsprüfung verändert

Big Data kommt so langsam auch in der Wirtschaftsprüfung an. Das wird ja auch Zeit. Allerdings liegt das nicht nur an den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, sondern auch den Mandanten, die mitziehen müssen.

Für Wirtschaftsprüfer eröffnen die Big Data neue Möglichkeiten. Bisher wurde stichprobenartig geprüft, mit Big Data kann nun eine Vollprüfung erfolgen. Durch die Automatisierung eines Teils der Prüfung kann sich der Wirtschaftsprüfer auf die Prüfung komplexer Bilanzierungssachverhalte konzentrieren. Er kann sich mehr mit Schätzungen des Managements intensiver auseinandersetzen. Ob das dem zu prüfenden Unternehmen immer so passt? Vielleicht nicht. Ist aber künftig so. Weiterlesen

Bin ich tot? – Schock zum Jahresanfang

Bereits in einem früheren Blog habe ich mich mit der fachlichen Unzulänglichkeit der Berichterstattung zu Rechnungslegungsfragen in der Tagespresse beschäftigt. Die Lektüre der heutigen Ausgabe der FAZ ließ mir nun am Morgen trotz wärmenden Tees „das Blut gefrieren“. In einem halbseitigen Beitrag vermitteln zwei Hochschullehrer unter dem Titel „Ist der alte Wirtschaftsprüfer tot?“ vereinfacht gesagt den Eindruck, der Berufsstand der Wirtschaftsprüfer sei in der Vergangenheit verhaftet und für die tatsächlichen Anforderungen der heutigen Zeit und der Zukunft nicht gerüstet. Ist da etwas dran? Weiterlesen

Der Wirtschaftsprüfer als Petze?

Mit guten Gründen ist die Verschwiegenheit des Wirtschaftsprüfers allgemein und in seiner Funktion als Abschlussprüfer im Speziellen ein hohes Gut. Selbstverständlich sind Dritte, etwa externe Aufsichts- oder Überwachungsinstitutionen, Strafverfolger, Geschäftspartner des Mandanten u.a., daran interessiert, vom Wissen des Wirtschaftsprüfers zu profitieren. Da gerade der Abschlussprüfer tiefe Einblicke ins Unternehmen erhält, stellt sich unter anderem die Frage, ob er bei Entdeckung von Unregelmäßigkeit von sich aus aktiv werden und Dritte informieren soll. Die Diskussion wird nicht nur immer wieder national diskutiert, sondern auch der internationale Normgeber für Prüfungsnormen hat sich der Frage angenommen und ist mit weitgehenden Forderungen nach vorne geprescht. Weiterlesen