BaFin rüffelt OLB: Ein Signal für die gesamte Bankenwelt

Manchmal kommt die Finanzaufsicht BaFin wie ein Polizist nachträglich auf die Party – so auch bei der Oldenburgischen Landesbank (OLB). Anlass: der Jahresabschluss 2021. Die Bank selbst spricht von einem „alten Sachverhalt“, Nachbesserungen seien nicht nötig. Aber die Geschichte ist nicht ganz so harmlos, wie sie klingt. Gerade vor dem Hintergrund der Zinswende und der geopolitischen Turbulenzen der letzten Jahre gewinnt das Thema Risikomanagement neue Brisanz.

Was die BaFin moniert hat – Bilanz, Risiko, Transparenz

Die BaFin sah zwei Problemfelder:

  1. Risikobewertung bei Akquisitionsfinanzierungen
    Hier geht es um Firmenkredite für Unternehmensübernahmen. Die Aufsicht bemängelt, dass keine einheitlichen Kriterien hatte, um zu erkennen, wann ein Kreditrisiko steigt, wie Sicherheiten zu bewerten sind und wie viel Risikovorsorge gebildet werden muss. Praktisch heißt das: Wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten gerät, muss die Bank das frühzeitig erkennen – und genau hier sah die BaFin Lücken.
  2. Transparenz im Anhang
    Welche Methoden bei der Bewertung bestimmter Wertpapiere (Liquiditätsreserve, Zinssicherungsgeschäfte) angewandt wurden. Es geht also nicht um den Inhalt der Zahlen, sondern um deren Nachvollziehbarkeit – für Anleger und Aufsicht ein Muss.


Warum 2021 uns heute interessiert

Auf den ersten Blick mag ein Rüffel für 2021 wie ein alter Schuh wirken – aber der Kontext hat sich drastisch geändert. Seitdem haben wir die Zinswende erlebt, ausgelöst unter anderem durch geopolitische Krisen wie den Ukraine-Krieg. Höhere Zinsen, Inflation und wirtschaftliche Unsicherheiten erhöhen die Gefahr von Kreditausfällen. Banken, die damals noch unscharfe Risikokriterien hatten, stehen heute unter stärkerem Druck. Ein Fehler in der Risikobewertung von damals kann nun aktuelle Konsequenzen für Vorsorge und Stabilität haben.

Was bedeutet das für andere Banken?

Die Botschaft der BaFin ist eindeutig: Risikomanagement und Transparenz sind kein nettes Extra, sondern Pflicht. Gerade kleinere und mittlere Institute sollten ihre Verfahren auf den Prüfstand stellen, bevor ein Rüffel öffentlich wird. Der Fall zeigt: Auch etablierte Banken können ins Stolpern geraten.

Ein weiterer Aspekt, der zeigt, wie eng Aufsicht und Bankenwelt heute miteinander verzahnt sind: Auch Abschlussprüfer stehen unter verschärfter Beobachtung. Die APAS, die Aufsicht über die Wirtschaftsprüfer, hat bereits ein Verfahren gegen den Abschlussprüfer eingeleitet. Wer also glaubt, dass der prüfende Blick nur die Bank selbst betrifft, irrt: Die gesamte Kette von Risikomanagement, Bilanzierung und Prüfung steht unter Beobachtung – und jeder Fehler kann heute schnell öffentlich werden.

Mein Senf dazu

Liebe Bankenwelt: Augen zu und durch war gestern. Alte Jahresabschlüsse aus 2021 mögen in der Schublade verstauben – aber die Folgen wirken nach, besonders in Zeiten hoher Zinsen und wachsenden Risiken. Die BaFin sagt mit dem Rüffel klar: Präzises Risikomanagement und transparente Kommunikation sind Pflicht, nicht Kür. Für die Kunden beruhigend, für die Banken arbeitsintensiv – aber am Ende besser, als wenn ein vergessener Sachverhalt plötzlich im aktuellen Marktumfeld für schlechte Schlagzeilen sorgt.

Weitere Informationen:

Meldung BaFin 24.09.2025

 

 

Ein Beitrag von:

  • Dr. Carola Rinker

    • Vertretungsprofessorin an der DHBW Lörrach im Studiengang BWL (Finanzdienstleistungen)
    • Diplom-Volkswirtin
    • Fachbuchautorin und Referentin mit dem Schwerpunkt Bilanzanalyse, Bilanzkosmetik und Bilanzforensik
    • Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages zum Wirecard-Skandal
    • Anhörung im Finanzausschuss zum Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz (FISG)
    • Mehr unter carolarinker.de

    Warum blogge ich hier?
    Aus Interesse an den Themen. Aus Spaß. Aus Netzwerk-Gründen. Als Ergänzung zu meiner Arbeit als Unternehmensberaterin und meinen Lehrveranstaltungen ist das Bloggen wunderbar geeignet. Ein Blog bietet die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen – und sich anschließend mit Lesern darüber auszutauschen. Da jedes Jahr neue Jahresabschlüsse von Unternehmen vorgelegt werden und sich die Regeln der Bilanzierung ständig ändern, wird mir der Stoff nie ausgehen.

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