ROY Asset Holding: Wenn die BaFin Fehler findet – und das gleich reihenweise

Spätestens seit dem Wirecard-Skandal schaut die BaFin bei Bilanzverstößen genauer hin – und hat jetzt bei der ROY Asset Holding SE ordentlich etwas auszusetzen. Wer sich für Bilanzen interessiert, reibt sich bei der Lektüre der Mängelliste verwundert die Augen: Mehr als fünf Fehler im Jahresabschluss 2021 haben die Prüfer festgestellt. Und es geht dabei nicht um Centbeträge oder Formfehler – sondern um Bewertungsfehler, ausbleibende Wertminderungen und nicht gebuchte Risiken. Was ist da los bei der ROY Asset Holding?

Was die BaFin beanstandet

Was schiefgehen kann, ging bei ROY Asset Holding SE offenbar auch schief – zumindest im Konzernabschluss 2019. Die BaFin hat eine ganze Liste an Bilanzfehlern entdeckt, von methodisch falsch bewerteten Maschinenparks über kreative Erstkonsolidierung bis hin zu merkwürdig verschobenen Verwaltungskosten.

Besonders heikel: Bei der Übernahme der Klingenberg Dekoramik GmbH wurde nicht offengelegt, dass es sich um ein sanierungsbedürftiges Unternehmen handelte. Stattdessen gab’s einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro – was rechnerisch zu einem hübschen Transaktionsgewinn führte. Und auch sonst wurde kreativ bilanziert: Überhöhte Gewinne aus der Erstkonsolidierung, falsch zugeordnete Aufwendungen und ein fehlerhafter Prognosebericht im Lagebericht.

Kurz gesagt: Der Abschluss 2019 zeigt ein verzerrtes Bild – nicht nur bei den Zahlen, sondern auch bei der Realität dahinter.

Und mein Senf dazu

Ein Fehler aus dem Jahr 2019 – interessiert das jetzt noch jemanden? Klar, die BaFin muss das veröffentlichen. Aber ob Anleger heute noch etwas mit der Info anfangen können, ist fraglich. Und auch für das Unternehmen kommt die Korrektur reichlich spät. Denn Fehler wirken sich oft nicht nur im Jahr des Entstehens aus, sondern ziehen sich durch die Folgejahre.

Natürlich könnte man sagen: Die BaFin ist ja erst seit 2022 allein zuständig für die Bilanzkontrolle – geschenkt. Aber gerade deshalb wäre eine zügige Prüfung wichtig – für die Transparenz am Kapitalmarkt und die Sicherheit der Unternehmen. Denn die möchten schließlich auch wissen, ob sie richtig bilanziert haben.

Brisant wird’s, wenn man sich anschaut, was der Abschlussprüfer im Geschäftsbericht 2019 geschrieben hat: Die Erstkonsolidierung der Klingenberg Dekoramik GmbH sei ein „besonderer Prüfungsschwerpunkt“ gewesen. Und genau dort liegen fast alle Fehler. Das wirft Fragen auf – über die Rolle der internen Kontrolle, aber auch über die Qualität der Abschlussprüfung.

Weitere Informationen:

 

Ein Beitrag von:

  • Dr. Carola Rinker

    • Diplom-Volkswirtin und Unternehmensberaterin
    • Erstellung von (Gerichts-)Gutachten, Stellungnahmen und Analysen zu Bilanzierungssachverhalten
    • Fachbuchautorin
    • Anhörung als Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard Skandal des Deutschen Bundestages und im Finanzausschuss zum FISG
    • Mehr unter carolarinker.de

    Warum blogge ich hier?
    Aus Interesse an den Themen. Aus Spaß. Aus Netzwerk-Gründen. Als Ergänzung zu meiner Arbeit als Unternehmensberaterin und meinen Lehrveranstaltungen ist das Bloggen wunderbar geeignet. Ein Blog bietet die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen – und sich anschließend mit Lesern darüber auszutauschen. Da jedes Jahr neue Jahresabschlüsse von Unternehmen vorgelegt werden und sich die Regeln der Bilanzierung ständig ändern, wird mir der Stoff nie ausgehen.

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