CSR-Richtlinie: Ohne Zwang läuft gar nichts?

Vortrag von Prof. Dr. Peter Kajüter bei der Schmalenbach-Tagung am 30. März 2017 in Köln

Ohne Zwang läuft gar nichts. Wieso legen Unternehmen „plötzlich“ so viel Wert auf Nachhaltigkeit? Richtig: Die Investoren achten bei ihrer Anlagestrategie vermehrt auf Nachhaltigkeit. Geht es hier um eine tatsächlich im Unternehmen gelebte oder eine reine Pseudo-Nachhaltigkeit? Gute Frage. Lassen wir das mal so stehen.

Die CSR-Richtlinie betrifft in Deutschland ca. 550 Unternehmen. Die Hälfte davon sind kapitalmarktorientierte Unternehmen, die andere Hälfte Kreditinstitute sowie Versicherungen. Kreditinstitute müssen unabhängig von der Börsennotierung ein CSR-Bericht erstellen, sofern sie mehr als 500 Mitarbeiter haben. Prof. Dr. Peter Kajüter kritisiert den engen Anwendungskreis der Richtlinie.

Es stellt sich folgende Frage: Wäre es nicht besser, sofort mit einem breiteren Anwendungsbereich zu beginnen? Oder soll die Berichtspflicht in den kommenden Jahren nach und nach auch auf nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen anderer Branchen ausgeweitet werden?
Gute Frage. Ich selbst bin unentschlossen. Sehen wir es positiv: Das Thema Nachhaltigkeit findet eine zunehmende Bedeutung in den Diskussionen. Ob wir damit unseren ökologischen Fußabdruck verbessern? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Denn durch die zunehmenden Berichte werden auch Ressourcen verwendet. Sicherlich keine leichte Kosten-Nutzen-Abwägung.

Auch ohne die neue Vorschrift berichten zahlreiche Unternehmen bereits freiwillig über Nachhaltigkeit. Die freiwillige Berichterstattung ist, wie der Forscher in seinem Vortrag darstellt, vom Börsenindex abhängig: Bei den Unternehmen des DAX sowie MDAX machen lediglich 4 % keine Angaben zur Nachhaltigkeit bei ihrer Berichterstattung. Von den Unternehmen des SDAX und TexDAX sind dies ungefähr ein Drittel. Bei allen vier Indizes erstellen 16 % (DAX, MDAX) bzw. 19 % (SDAX, TecDAX) einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht. Es zeigt sich eine sehr heterogene Berichtspraxis: Aus Sicht der Investoren ist dies weniger erfreulich. Denn eine Vergleichbarkeit wird dadurch erschwert bzw. gar nicht möglich.

Prof. Dr. Kajüter macht ferner auf die möglichen für KMUs aufmerksam. Die CSR-Richtlinie sollte nicht dazu führen, dass berichtspflichtige Unternehmen diese an kleine und mittlere Unternehmen weitergeben.

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