Delivery Hero löst Wirecard ab – Analyse eines Start-ups im DAX

Ab heute ist ein junges Start-up aus Berlin im DAX: Delivery Hero. Die Nachfolge wurde bereits zunehmend kritisiert. Schauen wir uns die Zahlen und den Aufsichtsrat des Unternehmens genauer an.

Aufsichtsrat bei Delivery Hero

Im Vergleich zu Wirecard hat der DAX-Neuling bereits Ausschüsse gebildet – darunter übrigens auch einen Prüfungsausschuss. Auch wenn das Gremium mit den derzeit sechs Mitgliedern sicherlich vergrößert werden muss: Beim Thema Diversität ist es den DAX-Kollegen weit voraus.

Dies betrifft nicht nur die verschiedenen Nationalitäten im Gremium, sondern auch die Altersstruktur und die Geschlechterdiversität. Hier kann man dem Börsenneuling nichts vorwerfen. Sicherlich sind einige Mitglieder noch sehr jung – allerdings verfügen sie über die notwendige Digitalkompetenz, die die Einschätzung des Geschäftsmodells von Delivery Hero erforderlich macht.

Neben Aufsichtsräten, die die 40 noch vor sich haben, gibt es auch Kollegen über 40. Darunter übrigens auch ein Wirtschaftsprüfer, der die besten Jahre als Aufsichtsrat noch vor sich hat. Die Aufsichtsräte sind alle noch so jung, dass ihnen ihr Image für weitere Mandate sicherlich besonders wichtig ist. Denn dieses zu verlieren, ist die größte Sorge eines Aufsichtsrates.

Was die Zahlen sagen

Es stimmt, Delivery Hero erwirtschaftet hohe Verluste. Gewinne gab es seit der Gründung in 2011 bisher nicht. Doch dazu folgende Analyse: In den letzten zwei Jahren wurde fast die Hälfte des Umsatzes ins Marketing investiert. Diese Kosten werden sofort gewinnmindernd erfasst. Dies gilt übrigens nicht für Entwicklungskosten eines Automobilherstellers: Das in Entwicklung befindliche Auto wird sicherlich irgendwann zu Umsätzen führen.

Die entstandenen Entwicklungskosten können jedoch als immaterielles Vermögen in der Bilanz erfasst werden. Der Nebeneffekt? Die schonen den Gewinn. Wie sich zeigt, ist insbesondere in einer Wirtschaftskrise der Anteil der in der Bilanz aktivierten Entwicklungskosten besonders hoch.

Dies zeigt uns: Die Bilanzierungsregeln sorgen dafür, dass es Branchenunterschiede bei der Erfassung einzelner Sachverhalte gibt. Daher sollte nicht nur der Gewinn allein betrachtet werden, sondern auch die Liquidität. Dazu muss allerdings erwähnt werden: Auch der Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit ist bei Delivery Hero negativ.

Was jedoch auch noch wichtig ist: Die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells. Dieses muss sich langfristig auch wirtschaftlich lohnen. Zumindest ist die Nachfrage nach Essenslieferungen bereits im letzten Jahr deutlich angestiegen – also noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Von prozentualer Steigerung der Nachfrage können jedenfalls andere DAX-Konzerne nur träumen.

Weitere Informationen:

Interview im Tagesticket – Der Früh-Podcast: Mit Hähnchen-Curry durch die Krise: Delivery Hero schafft’s in den DAX

 

 

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