Es sieht nicht gut aus – und das nicht nur für die Immobilienbranche. Die aktuellen Zahlen der Helaba Landesbank fürs erste Halbjahr zeigen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Risikovorsorge noch mal deutlich angestiegen. Vor einem Jahr lag das vor allem an den Turbulenzen am Immobilienmarkt.
Im Halbjahresfinanzbericht 2023 der Helaba wurde damals die Hälfte aller Immobilienkredite als kritisch eingestuft. Und nun? Trifft es auch das Firmenkundengeschäft?
Ein Blick in den Halbjahresbericht
Bei den Immobilienkunden ist der Anteil der als kritisch eingestuften Kredite sowohl absolut als auch relativ deutlich höher als bei den Firmenkunden. Aber seitdem der Immobilienmarkt quasi eingefroren ist, schockt einen so eine Zahl nicht mehr so schnell.
Aber jetzt mal konkret: Bei den Immobilienkrediten stuft die Helaba 65 % als kritisch ein. Wenn man auch die Kredite mit einbezieht, die unter Beobachtung stehen, kommt man sogar auf einen Anteil von knapp 80 % an den gesamten Krediten. Und wie sieht’s bei den Firmenkunden aus? Hier sind es „nur“ knapp 20 %, die als kritisch eingestuft werden. Während bei den Immobilienkrediten schon im ersten Halbjahr 2023 die Hälfte als kritisch eingestuft wurde, sah es bei den Firmenkrediten vor einem Jahr noch deutlich besser aus.
Wie die Helaba im Halbjahresbericht über die Risikovorsorge informiert
Im Lagebericht macht die Helaba auf Seite 27f. die folgenden Erläuterungen:
„Die weitere Abkühlung des Immobilienmarkts führte unter anderem zu selektiven Rating-Verschlechterungen und Kreditausfällen mit Schwerpunkt im gewerblichen Immobilienportfolio. Darüber hinaus waren steigende Insolvenzzahlen im Unternehmensbereich, die auch zu einzelnen Ausfällen im Kreditbuch der Bank führten, zu beobachten.…
„Während sich in Deutschland und den USA die Wohnimmobilienpreise bereits dank weiterhin hoher Nachfrage nach Wohnraum und geringer Neubautätigkeit stabilisieren, sind bei Gewerbeimmobilien im zweiten Halbjahr 2024 weitere Preisrückgänge wahrscheinlich, insbesondere im Bürosegment aufgrund der verstärkten Umsetzung von New-Work-Konzepten seit der COVID -19-Pandemie.…
Das Bürosegment wird als eines der kritischen Subportfolios eng überwacht und umfasst in der Helaba 18,3 Mrd. € (31. Dezember 2023: 18,7 Mrd. €). Davon entfallen auf Büroimmobilien in den USA rund 3 Mrd. € (31. Dezember 2023: rund 3 Mrd. €).“
Wie sich dies auf die Zahlen der Helaba auswirkt
Was bedeutet das für die Helaba? Banken treffen natürlich auch Vorsorge für mögliche Kreditausfälle. Die Helaba hat im ersten Halbjahr 82 Mio. € im Segment Immobilien für die Risikovorsorge zurückgestellt. Die Zuführung stellt einen Aufwand dar und schmälert somit den Gewinn, allerdings nur um 49 Mio. €. Woran liegt das denn? Gleichzeitig wurde ein Teil der Risikovorsorge aufgelöst, wodurch sich der Aufwand entsprechend verringert.
Das sind noch keine tatsächlichen Kreditausfälle, aber es zeigt, dass die Lage ernst ist: Das Konzernergebnis für das erste Halbjahr 2024 liegt bei 298 Mio. € und damit höher als im ersten Halbjahr 2023. Es wird sich zeigen, inwieweit die Kredite tatsächlich ausfallen werden. Doch eines ist sicher: Die Helaba ist sicherlich kein Einzelfall. Und die Insolvenzwelle beginnt gerade erst zu rollen.
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Weitere Informationen:
Hier würde ich das Glas eher als Halbvoll den als Halbleer bezeichnen. Das bei guter Gewinnentwicklung (wie hier gegeben), die Risikorückstellungen eher etwas raufgesetzt werden, ist kaufmännisch sehr vernünftig.
Wenn man gleichzeitig sieht wie wenig rosig die Zukunft entgegendräut, ist es ebenfalls sinnvoll an den Rückstellungen zu drehen. Bei der Überschrift habe ich schlimmeres erwartet.