Kreatives Steuern sparen in Deutschland – 10 prominente Fälle (Teil 1)

Bei der Steuer geschummelt hat sicher schon so mancher. Da wird mal die Entfernung zur Arbeitsstätte großzügig aufgerundet, die Privatfeier als Betriebsausgabe abgerechnet oder mit dem Gutschein-Trick der Wochenendeinkauf bezahlt. Wenn (mehr oder weniger) Prominente bei der Steuer schummeln, ist das auch nicht immer legal, aber oft unterhaltsam.

1997 – Steffi Graf

Früher war alles besser. Zumindest für Steuersünder. Zu DM-Zeiten musste man schon richtig erhebliche Beträge verschieben, um überhaupt eine Strafe zu bekommen. Das galt auch für Steffi Graf. Deutschland beste Tennisspielerin aller Zeiten erlebte auf der Tour gerade ihren zweiten Frühling, als gegen ihren Vater wegen Steuerhinterziehung ermittelt wurde. Peter Graf hatte es beim Finanzmanagement seiner Tochter etwas übertrieben und verbüßte später eine Haftstrafe. Das Verfahren gegen Steffi Graf wurde derweil – obwohl ihre Einkünfte verschleiert wurden – gegen Geldauflage von 1,3 Mio. DM eingestellt. Die guten alten Zeiten eben.

2003 – Borussia Dortmund

Doch nicht nur Privatpersonen betreiben (über-)aggressive Steuergestaltung. Das zeigt etwa die Regelung zur Steuerbefreiung für Sonntagslöhne. Wer Zuschläge für Arbeit an traditionell arbeitsfreien Tagen bekommt, erhält diese steuerfrei. Die Zuschläge sind dann aber auf einen bestimmten Prozentwert vom Grundlohn beschränkt. Und seit 2004 ist der Regelstundenlohn mit maximal 50 € anzusetzen. Dieser Zusatz geht auf die große Erzürnung des damaligen Finanzministers Eichel zurück, der „not amused“ darüber war, dass Clubs der Fußball-Bundesliga wie Borussia Dortmund die alte unbegrenzte Regelung für ihre Spieler nutzen. Denn das hatte sich für die Vereine wegen der im Profibereich üblichen Nettovereinbarungen mit den Kickern richtig gelohnt.

2009 – Klaus Zumwinkel

Der Fall Zumwinkel war sicher die größte Steueraffäre der Nullerjahre. Den damaligen Postchef traf als einer der ersten „politisch exponierten Personen“ der Handel mit Steuerdaten aus dem Ausland. Die so genannte Liechtensteiner Steueraffäre zog dann noch weitere Kreise. Insgesamt hatte Zumwinkel selbst eine runde Million hinterzogen, wobei für einen Teil wohl wegen einer Ermittlungspanne auch noch Verjährung eintrat. Zumwinkel kam dann als einer der letzten schweren Straftäter glimpflich mit einer Bewährungsstrafe davon. Sein Abschied von der Post wurde zudem mit echt goldenem Handschlag besiegelt. Da weiß man gleich, wofür regelmäßig Portoerhöhungen umgesetzt werden. Weniger Glück hatte die damals federführende Staatsanwältin, deren Foto mit Zumwinkel durch die Presse ging – nach behördeninternen Querelen wechselte sie ans Amtsgericht.

2010 – Patrick Lindner

Einen allzu simplen Steuertrick ließ sich der Schlagersänger Friedrich Raab, besser bekannt als Patrick Lindner, einfallen. Dazu vermietete er kurzerhand eine Villa an seinen damaligen Lebensgefährten. Über die Abschreibungen brachte er es auf einen kleinen sechsstelligen Steuervorteil. Unglücklich war nur, dass Lindner offenbar in der Klatschpresse schwärmte, wie toll das Zusammenleben in besagter Villa sei. Im Berufungsverfahren kam es dann zu einer den Steuervorteil in etwa abbildenden Geldstrafe. Was der geneigte Steuerschummler eben oftmals nicht glauben mag: Eine gut getarnte Steuerhinterziehung ist regelmäßig viel (!) schwerer umzusetzen, als steuerehrliches Verhalten.

2014 – Alice Schwarzer

Einer meiner akademischen Lehrer sagte mal, dass er in einer Abschlussarbeit nie das Wort SteuerzahlerIn lesen wolle. Schließlich sei es eine Selbstverständlichkeit, dass nicht nur Männer Steuern zahlen. Genauso selbstverständlich ist, dass auch Frauen Steuern hinterziehen. Äußerst passend hat sich daher Alice Schwarzer in die Kategorie Steuersünder eingereiht. Und dann auch noch mit dem Paradebeispiel des geheimen Schweizer Kontos, welches sie über viele Jahre so vor sich hin geführt hatte. Wichtig war der Publizistin dann aber doch die Unterscheidung zu anderen Steuerzahlern (m). Vor allem mit Uli Hoeneß wolle sie nicht auf eine Stufe gestellt werden. Überhaupt empfand sie die ganze Berichterstattung über ihre Verfehlung als Hetzkampagne. Dabei heißt es doch immer, es gäbe keine schlechte Publicity.

Kleine Vorschau auf den zweiten Teil? Dort schafften es in die Liste eine Zweitwohnung, Panama, „Dieselgate“, die Bedeutung der Selbstanzeige und ein uneinsichtiges Model.

 

Die Zusammenstellung basiert auf der Recherche von Presseartikeln im Internet.

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