Lucky Buy oder doch lieber Badwill?

Rechnen wir uns die Welt doch so, wie sie uns gefällt

Der Goodwill mag den meisten ein Begriff sein. Doch wie ist es, wenn dieser negativ ist? Geht das überhaupt? Oh ja, das geht. Über den sog. Badwill wird in der Literatur und den Medien nur sehr selten bis nie gesprochen. Wozu auch, Goodwill klingt doch schon viel besser.

Anstelle von Badwill könnten wir auch einfach Lucky Buy sagen. Hört sich irgendwie schöner an. Laut einer Studie von Henning Zülch, Professor an der HHL in Leipzig wird der Badwill unterschätzt. Auch wenn in den vergangenen Jahren am deutschen Kapitalmarkt nur wenige „große“ Fälle gab, wird das Thema nahezu ignoriert.

Das ist umso mehr verwunderlich, als ein Badwill den Gewinn des Käufers erhöht, da er nach IFRS als Ertrag ausgewiesen wird. Es wird zwar zu keinem Zufluss an liquiden Mitteln sorgen. Aber die Investoren schauen doch meistens nur auf den Gewinn und lassen den Cashflow außer Acht. Wir werden doch oft gerne belogen, schön Rechnen ist angesagt. Der Staat macht es uns im Rechnungswesen ja auch vor. Und die ältere Generation, die die Masse der Wählerschaft in Deutschland ausmacht, braucht sich über das Morgen in 40 Jahren auch keine Gedanken mehr zu machen.

Der Badwill entsteht dann, wenn der Kaufpreis eines Unternehmens geringer ist als das Nettovermögen zu Marktpreisen. Jetzt könnte man denken: Ja, wenn ich so ein Schnäppchen bekomme, sollte ich zuschlagen. Es ist aber durchaus möglich, dass durch Ausnutzung des Bewertungsspielraumes der Wert des Nettovermögens in Zukunft sich erheblich verändern wird. So wird der derzeitige Zeitwert einiger Immobilien sicherlich auf Dauer nicht haltbar sein. Aber bei der Aussage, dass Immobilienpreise nicht dauerhaft mit den Wachstumsraten wie in München steigen können, wollen viele nicht hinhören. Schönrechnen eben. Realistisch ist anders. Aber auf uns Volkswirte will nicht jeder hören bzw. nicht jeder zuhören. Eine eigene Meinung kann sich ja jeder trotz zuhören selbst bilden.

Je mehr man sich mit dem Badwill beschäftigt, desto eher fragt man sich: Wieso wird der Goodwill so gefeiert? Schließlich kann er im Gegensatz zum Badwill nur zu Abschreibungen und damit zu einer Gewinnminderung führen. Oh, Entschuldigung: Ich habe ja vergessen, dass nach IFRS eine planmäßige Abschreibung des Goodwills nicht möglich ist. Und die außerplanmäßige Abschreibung kann ich als Unternehmen auf Wunsch durch meinen Spielraum vermeiden. Da sind wir doch wieder beim schönrechnen.

Da frage ich mich am Ende: Warum heißt der Goodwill nicht Badwill und der Goodwill nicht Badwill? Wahrscheinlich, weil es leichter ist, sich alles schön zu rechnen als die nackten Zahlen zu offenbaren.

Lesen Sie dazu: Zülch (2016), Der Badwill – Eine unterschätzte Größe in der deutschen Bilanzierungspraxis, KoR, Seite 313-314

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