Serie Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers – Was die Praxis dazu sagt

Studien zur Beurteilung der Qualität der Abschlussprüfung gibt es wie Sand am Meer. Doch anders als bei Sandkörnern ist die Vorgehensweise sehr unterschiedlich. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die meisten Studien aus den USA kommen. Wie so oft haben wir in Deutschland hier noch etwas Nachholbedarf.

Einige wichtige Erkenntnisse aus den Studien werde ich in diesem Beitrag näher beleuchten.

Arbeitsbelastung des (verantwortlichen) Abschlussprüfers

Wenig überraschend ist das Ergebnis, dass eine hohe Arbeitsbelastung der Abschlussprüfer die Prüfungsqualität beeinträchtigt. Dabei spielt nicht nur die Arbeitsbelastung des betroffenen Mandates, sondern die Arbeitsbelastung bei der Betreuung mehrerer Mandate eine Rolle. Diese Erkenntnis zeigt, dass bei einem Wechsel des Abschlussprüfers auf die Arbeitsbelastung des verantwortlichen Prüfers geachtet werden sollte.

Außerdem wird deutlich: Wenn der Preisdruck auf die Abschlussprüfung weiter steigen wird, ergeben sich dadurch sicherlich auch Auswirkungen auf die Prüfungsqualität. Denn es ist davon auszugehen, dass ein verantwortlicher Prüfer dann eher für mehr als für weniger Mandate zuständig ist. Qualität hat schließlich ihren Preis. Wichtige Erkenntnis? Bei der kritischen Betrachtung der Arbeit des Abschlussprüfers sollte auch das Thema Preiswettbewerb bei den weiteren Reformen in den Diskussionen berücksichtigt werden.

Branchenkenntnisse, Berufserfahrung und Schulungen

Die Branchenkenntnisse des Abschlussprüfers wirken sich besonders positiv auf die Prüfungsqualität aus. Offenbar können branchenerfahrene Abschlussprüfer Fehler dann besser erkennen sowie das Interne Kontrollsystem zielgerichteter beurteilen und die entsprechenden Prüfungshandlungen durchführen.

Weniger eindeutig sind die Ergebnisse bei der Dauer der Berufserfahrung der Abschlussprüfer: Ein eindeutig positiver Zusammenhang zwischen der Dauer der Berufserfahrung sowie der Prüfungsqualität konnte in den Studien nicht nachgewiesen werden. Darüber hinaus gibt es deutliche Unterschiede bei den Ergebnissen zwischen den verschiedenen Prüfungsgesellschaften.

Obwohl Berufsverbände Schulungen der Wirtschaftsprüfer als wichtigen Indikator für die Prüfungsqualität anführen, konnte dies in den Studien nicht eindeutig nachgewiesen werden. Ob Berufserfahrung, der Austausch mit erfahrenen Kollegen oder Schulungen jeweils in unterschiedlichem Maß zu einer Steigerung der Prüfungsqualität beitragen, ist somit nicht empirisch belegt. Um den Anforderungen des Berufes gerecht zu werden, ist das erlernte Fachwissen unbedingt erforderlich. Doch dieses allein ist nicht ausreichend, um eine gute Wirtschaftsprüferin zu sein. Wie so oft zeigt sich auch hier: Die Mischung macht’s.

Prüfung durch Aufsichtsbehörden

 Die Arbeit von Aufsichtsbehörden trägt zu einer höheren Prüfungsqualität bei: Nach einer notwendigen Fehlerkorrektur eines Unternehmens, wechseln diese danach häufiger den Abschlussprüfer. Aus Sicht der Prüfungsgesellschaft wird nach einer Fehlerfeststellung der Prüfungsaufwand häufig erhöht.

Dieser Aspekt wird künftig deswegen besonders interessant sein: Ab dem 1. Januar 2022 ist die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung Geschichte. Dies ist einer der ersten Folgen der Gesetzesreformen nach dem Wirecard-Skandal. Es wird sich zeigen, wie viele Ressourcen bei der Bafin künftig für die Bilanzkontrolle vorhanden sein werden. Dadurch wird sich vermutlich auch die Anzahl der geprüften Unternehmen und möglicherweise auch die Zahl der Fehlerfeststellungen verändern. Es wird sich zeigen, inwieweit sich dadurch auch Auswirkungen auf die Qualität der Abschlussprüfung ergeben werden.

Mitte November lesen Sie, wie die neue Zusammenarbeit zwischen Abschlussprüfer und Prüfungsausschuss aufgrund des FISG erfolgt.


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