Serie Bilanzskandale: Aufgehübschte Bilanzen haben Hochkonjunktur – tickende Zeitbomben ticken immer lauter

Die konjunkturelle Lage ist derzeit bescheiden – um es vorsichtig auszudrücken. Die Aussichten sehen teilweise noch schlimmer aus. Ein großer Nährboden für aufgehübschte Bilanzen. Ganz einfach: Je schlechter ein Unternehmen wirtschaftlich dasteht, desto eher besteht der Anreiz, dies zu verschleiern.

Mit Verschleiern meine ich hier jedoch nicht, die Grenze zu Legalität zu überschreiten. Es werden lediglich die Möglichkeiten der legalen Bilanzkosmetik genutzt, um das ganze etwas besser darzustellen. Langfristige Probleme können dadurch nicht gelöst werden. Ganz im Gegenteil: Durch das Aufhübschen der Zahlen wird so der Schein erweckt, dass es doch gar nicht so schlimm aussieht wie vielleicht vermutet.

Das in dem ein oder anderen Fall die Grenze zur Legalität überschritten wird, davon ist auszugehen. „Es gibt keinen anderen Ausweg, sonst bekommen wir keine Kredite mehr.“ – so eine Aussage eines Mitarbeiters zur Rechtfertigung der Geschäftsleitung des eigenen Vorgehens in einem Gespräch.

Verkauf von Tafelsilber löst keine langfristigen Probleme

Zugegeben, sich die echten Zahlen anzuschauen ist sicherlich für viele derzeit keine große Freude, denn nun zeigen sich auch vermehrt Risiken in der Bilanz. Doch leider muss man sagen: Auf tickende Zeitbomben in Bilanzen habe nicht nur ich in der Vergangenheit mehrfach hingewiesen (vgl. Lesetipps am Ende des Beitrags). Leider war das Interesse daran oftmals überschaubar. Wenn nun beispielsweise Abschreibungen beim Goodwill drohen oder höhere Rückstellungen gebildet werden müssen – das war vorhersehbar. Unklar war nur, wann und wie viel

Mit solchen Äußerungen macht man sich jedoch nicht überall Freunde. Man fühlt sich wie ein Nachbar, der die Feiernden zur Nachtruhe ermahnt. Einen solchen Nachbarn wünschen sicherlich die wenigsten.

Doch leider hilft es nicht, die Augen vor den wahren Tatsachen zu verschließen, denn das Hinauszögern verschlimmert das Ganze oftmals nur. So ist es möglicherweise für die Sanierung zu spät, es bleibt nur der Gang zur Anmeldung der Insolvenz. Auch vor der Pandemie galt bereits: Mit dem Verkauf von Tafelsilber lassen sich keine strukturellen Probleme lösen.

Zombie-Unternehmen durch Staatshilfen am Leben erhalten

Durch die Maßnahmen während der Pandemie ist die Anzahl der Zombie-Unternehmen sicherlich eher gestiegen als gesunken. Auch bei einer „normalen“ Wirtschaftskrise wären diese untergangen. Durch die staatlichen Subventionen bzw. vergünstigte KfW-Darlehen während der Pandemie wurde dies nur verzögert, denn dies hat nicht etwas dazu geführt, das Geschäftsmodell an die neuen Herausforderungen anzupassen. Es hat leider viel eher dazu angeregt, einfach so weiterzumachen wie bisher. Getreu nach dem Motto: Der Staat wird es schon richten.

Zur Pandemie kamen nun noch weitere Herausforderungen, die die Schreie nach Staatshilfen haben lauter werden lassen. Dies vermag angesichts explodierender Rohstoff- und Energiepreise sicherlich an der ein oder anderen Stelle ein gutes Mittelchen zu sein. Allerdings müssen auch KfW-Kredite irgendwann zurückgezahlt werden – auch wenn die Zinsen dafür noch so niedrig sein mögen.

Fazit

Blicken Sie den wahren Tatsachen ins Auge. Auch wenn dies auf den ersten Blick sehr unschön ist. Doch das Verdrängen führt nur zu noch mehr Problemen. Zumindest langfristig.

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