Serie Bilanzskandale: Die verzweifelte Suche nach den Kunden von Wirecard

Die Suche nach den Kunden von Wirecard war für KPMG schwieriger als die Suche nach versteckten Ostereiern. Bis Ostern ist es zwar noch eine Weile: Aber eine solche schwierige Suche wie nach den Kunden von Wirecard wünscht man keinem Kind, das im Garten nach versteckten Ostereiern sucht. Denn sie war nicht sehr vielversprechend und gestaltete sich sehr schwierig.

Unglaubwürdige Stellungnahme von Wirecard

Im Herbst 2019 erschien ein Artikel in der Financial Times, bei dem es auch um die Kunden des Zahlungsdienstleisters ging, denn schließlich mussten doch irgendwo diese Kunden sitzen, die dem ehemaligen DAX-Konzern traumhafte Gewinne und ein nie endendes Wachstum bescherten.

Die Erläuterungen von Wirecard waren sehr fragwürdig. Das war der Zeitpunkt, ab dem die Finanzmarktkommunikation seltsame Züge angenommen hat. Glaubte Wirecard noch selbst an die Inhalte in den eigenen Pressemitteilungen? Ich wage dies zu bezweifeln. Doch was hatte es mit den veröffentlichten Kundennamen auf sich?

Schauen wir uns dies an einem Beispiel an – die Namen sind fiktiv: In der Kundenliste stand der Name des Kunden Eddy Sonne. Doch eine Nachfrage ergab: Eddy Sonne war kein Kunde von Wirecard. Wirecard lieferte die folgende Erklärung: Eddy Sonne ist lediglich ein Alias-Name für viele andere Kunden, die namentlich nicht genannt werden. Plausibel? Meines Erachtens nicht.

KPMGs Suche nach den Kunden von Wirecard

Auch den Prüfern von KPMG gelang es nicht, die Existenz dieser fraglichen Kundenbeziehungen für den Untersuchungszeitraum 2016 bis 2018 nachzuweisen. Nur zur Erinnerung: Wir haben hier kompetente Prüfer, die bei einer solchen Tätigkeit sicherlich durch gute Arbeit bereits in der Vergangenheit aufgefallen sein dürften. Und diese konnten nichts finden?

Bei den Kunden handelte es sich um 34 Unternehmen, bei dem bereits die Finanzjournalisten der Financial Times sich auf die Suche nach Belegen für deren Existenz machten. Etwas kooperativ war der damalige DAX-Konzern immerhin und übermittelte den Prüfern einige Listen. Doch anhand der vorgelegten Unterlagen war es nicht möglich, die hinter dem Alias-Namen Eddy Sonne stehenden real existierenden Kunden eindeutig zuzuordnen. Bei der Lösung des Rätsels wurden den Prüfern auch einige angeforderte Unterlagen nicht vorgelegt. So steht dies auch in dem von KPMG veröffentlichten Bericht aus dem letzten Jahr.

Im Zusammenhang mit der verzweifelten Suche nach Belegen für die Existenz dieser Kunden tauchten in den Artikel in der Financial Times immer wieder die Drittpartner auf, mit denen Wirecard im Ausland zusammengearbeitet hat.

Was es mit den Drittpartnern von Wirecard auf sich hat und welche legalen Bilanztricks Wirecard angewendet hat, lesen Sie Anfang Mai. Bis dahin viel Erfolg bei der Ostereiersuche.

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