Bilanzmanipulationen. Fälle aufgedeckter Skandale. In Deutschland, Europa und weltweit. Doch wer steckt hinter den Skandalen? Wie verläuft die „Karriere“ eines Bilanzfälschers? Fragen, die nicht nur die Ermittler interessieren.
Die Fälle der Vergangenheit haben gezeigt: Die meisten Delikte werden vom Vorstandsvorsitzenden oder dem Finanzvorstand eines Unternehmens begangen. Auch wenn in vielen Fällen die erwischten Täter angeben, alleine gehandelt zu haben – dies ist eher unwahrscheinlich. Denn wie schrieb vor einigen Jahren einer meiner Studierenden nach einer Vorlesung, in der ich über die größten Fälle erzählt hatte: „Bilanzfälschung ist aufwendig.“ Ja, das stimmt, denn es muss sozusagen „doppelt gefälscht“ werden. Je tiefer der Sumpf der Manipulationen wird, desto zeitintensiver wird die Angelegenheit. So wurden in der Vergangenheit nicht nur fingierte Rechnungen erstellt, Kontoauszüge gefälscht, sondern hat sich bei einer Betriebsprüfung die Anzahl von Maschinen durch Tricks bei einer Vorführung erhöht.
Zumindest ein Mitarbeiter in der Buchhaltung muss in irgendeiner Art und Weise „mitarbeiten“. So lernt doch ein jeder Auszubildende und Studierende den Grundsatz der Buchhaltung: „Keine Buchung ohne Beleg“. Existiert kein Beleg und die Zahlen sollen manipuliert werden, dann muss entsprechend auch ein Beleg „herbeigezaubert“ werden.
In vielen Fällen wird nicht alles aufgedeckt, da die Schuldigen nicht alle Informationen offenlegen. Doch dabei weist der Stereotyp des Bilanzfälschers ein Unrechtsbewusstsein seines Handelns auf.
Allerdings sind in den meisten Fällen die Fälscher Ersttäter ohne kriminelle Vergangenheit. In der Regel genießen sie meistens einen hohen sozialen Status – wie beispielsweise „Big Manni“ von Flowtex. Die verarbeitende Industrie, Bauunternehmen sowie Unternehmen, die Öl und Gas produzieren bzw. befördern, zählen zu den Branchen, die in der Vergangenheit am häufigsten bei den aufgedeckten Fällen aufgetaucht sind.
Doch wieso wird eine solche Person zum Bilanzmanipulierer? Hierzu gibt es einige auffällige Verhaltensweisen. Ein Bekannter fährt teure Autos, „urlaubt“ mehrmals im Jahr in Fünf-Sterne-Hotels und bewohnt eine luxuriöse Villa. Der Lebensstil passt nicht zum Gehalt? Genau dies ist eine der Auffälligkeiten, die der ein oder andere Fälscher an den Tag legt. Manchmal ist er leider jedoch in einer prekären Lebenslage: Er befindet sich privat in akuten finanziellen Schwierigkeiten und eines Tages bittet ihn sein Vorgesetzter um „Hilfe“, die zu Manipulationen der Bilanz führen. In diesem Fall fürchtet der Mitarbeiter, seinen Arbeitsplatz zu verlieren und die Probleme damit zu verschlimmern – zumindest kurz- bis mittelfristig. Denn bei der Aufdeckung des Skandals kommen die vorerst abgewendeten Probleme wie ein Bumerang zurück – und das vermutlich viel schlimmer als die damaligen Probleme.
Sofern bestimmte Teile der Buchhaltung oder andere Bereiche im Unternehmen gezielt von einem Vorgesetzten nicht delegiert werden, könnte dies auch ein Warnzeichen sein. Natürlich nur in Verbindung mit anderen Merkmalen für Bilanzmanipulationen. Nicht jeder Vorgesetzte, der seine Kontrolle nicht abgeben will, fälscht seine Bilanzen.
Wie kann der Skandal nun aufgedeckt werden? Was sind weitere Warnzeichen, neben auffälligem Verhalten der Bilanzmanipulierer? Die Antwort dazu erhalten Sie Anfang September.