Sorgenkind Goodwill macht weiterhin Probleme

Bilanzpolizei veröffentlicht Tätigkeitsbericht

Alle Jahre wieder veröffentlicht die DPR alias „Bilanzpolizei“ im Januar ihren Tätigkeitsbericht des Vorjahres. Gestiegene Fehlerquote, einsichtige Unternehmen trotz einzelner Querschläger und der liebe alte Goodwill sind die wesentlichen Erkenntnisse des aktuellen Berichtes. Mit Spannung erwartet werden darf das Diskussionspapier zum Goodwill, dem ewigen Sorgenkind der Bilanzierung.

Gestiegene Fehlerquote

Die Fehlerquote liegt mit 20% deutlich über dem Niveau des Vorjahres. Mehr Fehler, schlechtere Qualität der Rechnungslegung? Der Grund der gestiegenen Quote liegt laut Aussage der Bilanzpolizei an der höheren Anzahl an Anlassprüfungen als im Vorjahr. Die DPR prüft die Jahresabschlüsse kapitalmarktorientierter Unternehmen nicht nur stichprobenartig, sondern auch im Rahmen einer sog. Anlassprüfung. Generell ist bei einer Anlassprüfung eher davon auszugehen, dass hier Fehler bei der Erstellung des Jahresabschlusses gemacht wurden.

Die Fehlerquote bei Index-Unternehmen liegt lediglich bei 13%. Unternehmen, die in keinem Index gelistet sind, weisen mit 24% eine deutlich höhere Fehlerquote in der Rechnungslegung auf. Aufgrund der hohen Anforderungen an Index-Unternehmen scheint dieses Ergebnis wenig überraschend. Dennoch zeigt es: Bei den Nicht-Index-Unternehmen ist noch einiges an Luft nach oben.

Goodwill führt die Fehlerliste weiter an

Spitzenreiter beim häufigsten Einzelfehler ist weiterhin der Goodwill – wie auch im Vorjahr. Auch bei den Hinweisen der DPR an die Unternehmen führt der Goodwill, gefolgt vom Anlagevermögen und latenten Steuern. Die Fehler betrafen dabei in den meisten einen nicht sachgerecht vorgenommenen Werthaltigkeitstest des Goodwills sowie eine fehlerhafte Kaufpreisallokation. Beim Werthaltigkeitstest waren insbesondere die Annahmen über zukünftige Entwicklungen der Grund für die gelben Karten der DPR.

Daher ist es wenig verwunderlich, dass die DPR die Werthaltigkeit des Goodwills als einer der Prüfungsschwerpunkte für dieses Jahr festlegte. Insbesondere durch die derzeitige Eintrübung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland stellt die Bilanzierung des Goodwills ein hohes Risiko dar. Ein Blick in die Geschäftsberichte der DAX-Unternehmen legt offen: Der Goodwill macht einen beachtlichen Teil der Bilanzsumme aus. Bei einigen Unternehmen ist er sogar höher als das Eigenkapital.

Mit Spannung wartet die DPR auf das Diskussionspapier des IASB zur Werthaltigkeit des Geschäfts- oder Firmenwertes. Denn die gestiegenen Buchwerte des Goodwills in den Bilanzen stellen ein wesentliches Risiko für den Kapitalmarkt dar. Dennoch konnten diese Tatsachen die Mehrheit der IASB-Mitglieder zur Wiedereinführung der planmäßigen Abschreibung beim Goodwill nicht überzeugen.

Unternehmen zeigen sich meistens einsichtig

Die Unternehmen zeigten sich immerhin einsichtig: Mit knapp 80% ist die Quote der Zustimmungen seitens der Unternehmen sehr hoch. Auffallend war hier im letzten Jahr der Rechtsstreit von Axel Springer mit der DPR – bei dem die Bilanzpolizei den Kürzeren gezogen hat (s. hierzu „Und Axel Springer hatte doch Recht!“/www.finance-agazin.de). Aufgedeckte Fehler in der Vergangenheit wurden von den Unternehmen entsprechend korrigiert, wie die DPR in der Nachschau feststellte.

Abgesehen von der hohen Zustimmung der Unternehmen gab es einen Querulanten: Ein Unternehmen verweigerte die Mitwirkung bei der Arbeit der DPR, sodass diese die BaFin einschaltete. Frei nach dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ wurden hier drei Verfahren eingeleitet, die die Finanzberichterstattung zu verschiedenen Abschlussstichtagen des gleichen Unternehmens betrafen.

Zunehmende Vorabanfragen

Ausnahmsweise muss ich an dieser Stelle den Unternehmen ein Lob aussprechen: Die eingereichten fallbezogenen Vorabanfragen sind im letzten Jahr deutlich angestiegen. Immerhin in fünf Fällen (Vorjahr: 1 Fall) wollten sie die Rückmeldung der DPR bei konkreten Bilanzierungssachverhalten. Auch wenn fünf Anfragen überschaubar sind, zeigt dies dennoch eine Tendenz der Vorabsicherung aus Unternehmenssicht. Prävention ist hier auf alle Fälle besser, als bei einer Fehlermeldung mit der gelben Karte in der Presse zu stehen.

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