Update Adler Group – Weihnachtsgeschenk fällt für Adler leider aus

Adler scheitert mit Sanierungsplan bei der Gläubigerversammlung

Der Optimismus von Adler ist fast schon beeindruckend. Kurz vor Weihnachten fand die Gläubigerversammlung statt, die eigentlich den Befreiungsschlag geben sollte. Doch dem ist leider nicht so. Wie so oft, erweckt die Pressemitteilung von Adler jedoch meines Erachtens nach einen sehr positiven Eindruck der Niederlage.

Bevor ich auf die Details eingehe, eine kleine, aber feine Nebensache. Im Newsletter des Finance Magazins vom 21. Dezember fällt die Überschrift ins Auge: „Adler scheitert vorerst mit Sanierungsplan“. Klingt wenig erfreulich. Die Überschrift der Pressemitteilung von Adler vom 20. Dezember 2022 drückt es deutlich neutraler aus: „Adler Group S.A. gibt Ergebnis der Gläubigerabstimmungen bekannt“.

Warum ich dies erwähne? Nach dem Titel des Beitrags auf Finance online, weiß ich, worauf ich achten muss. Doch beim Lesen der Pressemitteilung stoße ich auf einige Aussagen, deren Inhalt im Vergleich zur Einschätzung von Finance für mich ziemlich verwirrend ist.

Gläubiger stimmen nicht bei allen Anleihen zu

Zunächst wird in der Pressemitteilung kurz dargestellt, dass die Mindest-Zustimmungsschwelle nicht erreicht wurde. So weit, so klar. Dies betrifft jedoch nur eine Anleihenserie. Welche genau? Das ist mir nach der Lektüre der Pressemitteilung nicht so ganz klar. Hier der Auszug aus der Pressemitteilung:

„Die Adler Group S.A. („Adler“) hat heute die Ergebnisse der von ihr initiierten Gläubigerabstimmungen („consent solicitation“) der Anleihegläubiger zu den Änderungen der Bedingungen ihrer vorrangigen, unbesicherten festverzinslichen Anleihen bekannt gegeben. Hierbei wurde hinsichtlich einer Anleihenserie die Mindest-Zustimmungsschwelle nicht erreicht.

Überwältigende Unterstützung der Anleihegläubiger?

Wenn ich an die Überschrift des Finance-Beitrags denke, ist das vermutlich ein weniger erfreuliches Ergebnis für Adler? Die Einordnung in der Pressemitteilung stellt dies jedoch anders dar. Darin heißt es zur Zustimmung der Gläubiger:

„Es gab eine überwältigende Unterstützung im Rahmen der Aufforderung zur Stimmabgabe. Die Beschlüsse wurden mit einer Ausnahme für alle Anleiheserien mit einer für die Änderungen ausreichenden Mehrheit gefasst. Mit der vorliegenden Zustimmung von mehr als 78 % der Anleihegläubiger, die an den Gläubigerabstimmungen teilgenommen haben, wird Adler die vorgeschlagenen Änderungen der Schuldverschreibungen nun auf einem alternativen Weg umsetzen.“

Eine Zustimmung von knapp 80 % ist überwältigend? Spannend. Ich habe hier zwar keine Erfahrungswerte. Wenn ich jedoch daran denke, dass ein solches Ergebnis bei einer Vorstandsentlastung oder der Wahl des Aufsichtsrates erzielt werden würde: Niemand würde dies als überwältigendes Wahlergebnis bezeichnen. Außer Adler vielleicht.

Entschuldigen Sie die Sticheleien. Doch beschäftige ich mich schon seit einiger Zeit sehr intensiv mit der Adler Group. Der Eindruck, dass die Interpretation Adlers mit den veröffentlichten Berichten wie beispielsweise der Sonderuntersuchung von KPMG nicht immer so ganz übereinstimmt, zeigt sich nicht erst seit heute. Um genau zu sein: Das war jetzt wiederum sehr vorsichtig ausgedrückt. Adler hat doch an der ein oder anderen Stelle eine aus meiner Sicht kreative Interpretation von Tatsachen.

Adler wie immer zuversichtlich

Adlers Optimismus zeigt sich auch in den weiteren Teilen der Pressemitteilung:

„Die Adler Group befindet sich derzeit in Gesprächen mit den Anleihegläubigern über den am besten geeigneten alternativen Umsetzungsweg, der von den Gläubigern, die eine Lock-up-Vereinbarung geschlossen haben und die Mehrheit repräsentieren, getragen wird. Adler geht davon aus, eine Vereinbarung zu erreichen und wird hierzu zu gegebener Zeit weitere Details bekannt gegeben.

„Angesichts unserer intensiven und konstruktiven Gespräche mit den Anleihegläubigern sind wir sehr zuversichtlich, dass wir die vereinbarten Anpassungen in Kürze auf einem alternativen Weg umsetzen können“, sagt Thierry Beaudemoulin, Mitglied des Verwaltungsrats und CEO der Adler Group S.A.““

Adler ist zuversichtlich. Na, was sollen sie auch sonst sein? Die Einschätzung des Verwaltungsratsmitgliedes sehe ich auch eher kritisch. So hatte der Kollege von Beaudemoulin auf der Hauptversammlung von Adler Real Estate Ende August 2022 auch von „soliden Bilanzen“ gesprochen.

Bei der Suche nach einem Wirtschaftsprüfer scheint der Konzern nicht ganz so zuversichtlich zu sein. Ansonsten hätten sie nicht das Gericht um Hilfe gebeten.

Fazit

Auch ohne Weihnachtsgeschenke ist bei Adler die Weihnachtsstimmung sicherlich nicht im Keller. Da bin ich mal ganz zu zuversichtlich – ausnahmsweise.

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