Dornröschen erwacht aus dem Schlaf

Das Märchen von Dornröschen kennt wohl jeder. Derzeit habe ich den Eindruck, dass in Deutschland auch die Verwaltungen und Gerichte wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen. Während ich in den letzten drei Monaten kaum Post von diesen Institutionen erhalten habe, scheint es, als wenn nun in Kürze alles nachgeholt wird, was über viele Wochen liegengeblieben ist.

Nur persönliche Erörterungstermine scheint es immer noch nicht zu geben. Bemerkenswert: Kürzlich habe ich die schriftliche Stellungnahme eines Finanzrichters zu den Erfolgsaussichten einer Klage erhalten, bevor es überhaupt zum Erörterungstermin bzw. zur – verlangten – mündlichen Verhandlung gekommen ist. Im konkreten Fall mag dies zwar sinnvoll gewesen sein, etwas befremdet hat mich diese Vorgehensweise schon etwas.

Nun gut, warum ich diese Zeilen schreibe: Es ist zwar bewundernswert, mit welchem Tempo Finanzämter und Finanzgerichte derzeit die Rückstände aufarbeiten wollen. Dass mir nun aber fast durchweg nur zwei Wochen Zeit für eine Stellungnahme gegeben werden, nachdem Rechtsbehelfe und Klagen selbst über Monate, zum Teil über mehr als ein Jahr, nicht bearbeitet worden sind, ist vielleicht im Einzelfall hinnehmbar. Mich beschleicht aber zunehmend das Gefühl, dass der Druck der in Behörden und Gerichten zu erfüllenden Statistik in Fülle an die Steuerberater weitergegeben wird. Nach dem Motto: „Nur schnell erledigen.“ Und das Ganze in einer Zeit, in der das Zweite Corona-Steuerhilfegesetz mit der Absenkung der Umsatzsteuersätze verarbeitet werden muss.

Liebe Kolleginnen und Kollegen: Mich würden Ihre derzeitigen Erfahrungen interessieren: Teilen Sie meine These zum „Erwachen aus dem Dornröschenschlaf“? Werden Ihnen auch (zu) kurze Fristen gesetzt? Ich freue mich auf viele Kommentare.

Ein Kommentar zu “Dornröschen erwacht aus dem Schlaf

  1. Warum wehrt sich die Berufsgruppe der Steuerberater über die Verbände nicht entschieden und laut gegen die Mehrwertsteuerabsenkung. Das Instrument wird politisch scheitern, aber viel Kosten und die ohnehin stark belasteten Verwaltung müssen nun noch mehr aushalten. Das kann man doch erklären und abwenden. Hier wird viel zu viel mit dem falschen Strom geschwommen.

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