Einführung einer Corporate Governance Polizei?

In Spanien gibt es eine Behörde, die sich um die Einhaltung der Corporate Governance Regeln kümmert. Vergleichbar mit der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung, umgangssprachlich auch bekannt als Bilanzpolizei.

Braucht es auch in Deutschland eine Corporate Governance Polizei? Lassen Sie uns darüber nachdenken.

Vorbild Bilanzpolizei

Sinn und Zweck der Bilanzpolizei ist es, Fehler in der Rechnungslegung aufzudecken. Bevor jedoch Fehler passieren: Unternehmen haben die Möglichkeit, sich bei Einzelsachverhalten an die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung zu wenden. Dies wurde im vergangenen Jahr auch mehr genutzt als im Vorjahr.

Bei der Corporate Governance könnte dies ähnlich sein. Eine Behörde könnte die Einhaltung des Deutschen Corporate Governance Kodex bei den deutschen Konzernen überprüfen. Sie fragen sich jetzt vielleicht, welchen Nutzen hätte dies? Und vor allem auch: Wer trägt die Kosten?

Kosten und Nutzen?

Über den Nutzen lässt sich bekanntlich streiten. Mit einer roten Karte bei einem Verstoß gegen die Corporate-Governance Vorschriften würden Unternehmen mit negativen Pressemeldungen rechnen müssen. Eine gelbe Karte könnte dann verteilt werden, wenn den Empfehlungen des Kodex nicht nachgekommen wird.

Und die Kosten? Könnten durch die Abgabe der Unternehmen finanziert werden. Ich muss zugeben, das würde mich als Unternehmen auch nicht erfreuen. Ich bezahle eine Abgabe dafür, dass ich eventuell noch an den Pranger gestellt werde?! Dies erhöht nicht nur die Verwaltungskosten aus Unternehmenssicht, sondern sorgt auch noch für zusätzlichen Arbeitsaufwand.

Belohnung statt Bestrafung

Anders herum gedacht: Anstelle der Einführung einer „Bestrafung“ könnte auch ein Corporate Governance Preis ausgelobt werden für Unternehmen, die sich durch eine besonders gute Corporate Governance kennzeichnen. Also Belohnung statt Bestrafung.

Auch hier stellt sich die Frage der Finanzierung des „Preisgeldes“. Ganz abgesehen davon müsste das Auswahlkomitee unabhängig agieren, um einen fairen Wettbewerb zwischen den Unternehmen zu ermöglichen. Was in der Theorie schön klingt, ist in der Praxis häufig nicht so leicht umzusetzen. Träumen muss erlaubt sein.

Also vielleicht doch lieber den Status quo beibehalten und hoffen, dass der Markt es regelt? Vorerst vielleicht. Denn es gibt derzeit vermutlich Dringlicheres zu tun: Klimawandel, Abkühlung der Wirtschaft, Herausforderungen durch Cyber-Risiken und den Corona-Virus.

Lesen Sie hierzu auch meine Beiträge im NWB Experten-Blog:

 

 

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