Immobilienkonzerne im Fokus der BaFin? Eine kurze Einordnung der Ereignisse seit Beginn des Erdbebens auf dem Immobilienmarkt

Adler Real Estate, Deutsche Konsum REIT, FCR Immobilien, NSI Asset – was haben diese Konzerne gemeinsam? Die BaFin prüft die Bilanzen der vier Unternehmen. Was Besondere daran? Es sind alles Immobilienkonzerne.

Wieso dies bekannt ist? Als Folge des Wirecard-Skandals kann die BaFin nach der damaligen Reform (Stichwort: FISG) bereits zu Beginn der Bilanzkontrolle eine Prüfungsanordnung veröffentlichen. Wenn die BaFin darüber informiert, ist Vorsicht geboten.

Was eine Prüfungsanordnung bedeutet

Seit Januar 2022 hat die BaFin die Möglichkeit, die Öffentlichkeit bereits bei Beginn einer Bilanzkontrolle eines Unternehmens zu informieren und damit Transparenz zu schaffen. Wann sie dies nutzt? Eine Prüfungsanordnung wird nur veröffentlicht, wenn es konkrete Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen Rechnungslegungsvorschriften gibt. Dies ist dann der Fall, wenn ein Unternehmen nicht zufällig ausgewählt wird (sog. Stichprobenprüfung), sondern es sich um eine sog. Anlassprüfung handelt.

Die BaFin veröffentlicht auf ihrer Website den Namen des Unternehmens und den Grund für die Prüfung. Mehr nicht. Während einer laufenden Prüfung kann sie sowohl entlastende als auch belastende Erkenntnisse veröffentlichen (§ 107 Abs. 8 WpHG). Dies gab es im letzten Jahr erstmals bei der Adler Real Estate: Nach der Veröffentlichung der Prüfungsanordnung im Juni, gab es Anfang August und Mitte November 2022 zwei Teil-Fehlerfeststellungen. Und seither? Nichts mehr.

Und wenn die BaFin bei der Prüfung keine Verstöße feststellt? Dann wird die Einstellung der Prüfung ebenso veröffentlicht (§ 109 Abs. 3 S. 2 WpHG). Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wie dies bei den vier genannten Unternehmen aussieht: Veröffentlicht hat die BaFin dazu bisher noch nichts. Erstaunlich, denn außer bei der NSI Asset sind die Prüfungsanordnungen der anderen drei Immobilienkonzerne bereits im Sommer 2022 veröffentlicht worden. Da stellt man sich die Frage: Warum sind die Prüfungen noch nicht abgeschlossen? Dies kann ich nicht beurteilen. Denkbar wäre, dass noch nicht ausreichend Personal für die Bilanzkontrolle zur Verfügung steht.

Nicht nur die alleinige Bilanzkontrolle bei der BaFin im einstufigen statt wie zuvor im zweistufigen System wurde durch den Wirecard-Skandal reformiert. Ebenso war auch das Ziel, der BaFin hier mehr Biss zu verschaffen und entsprechend der personellen Kapazitäten auszubauen. Ob die Bilanzkontrolle nun mit deutlich mehr Mitarbeitenden gestemmt wird? Darüber habe ich keine Informationen gefunden. Meine Anfrage an die BaFin dazu vor einigen Monaten wurde auch bisher nicht beantwortet.

Eine kurze Einordnung

Ergebnisse der Prüfungen der vier Immobilienkonzerne gibt es leider noch nicht. Lediglich zur Adler Real Estate hat die BaFin im letzten Jahr zwei Teil-Fehlerfeststellungen veröffentlicht. Wie der Name hier schon sagt: Damit ist die Prüfung nicht abgeschlossen. Ungewöhnlich? Im Falle Adler gibt es sicherlich gute Gründe dafür. Bei dem Immobilienriesen gibt es sicherlich einen Berg von Unterlagen bzw. eine Vielzahl an Dokumenten.

Doch beispielsweise bei FCR Immobilien finde ich dies verwunderlich, dass die Prüfung sich so lange hinzieht. Anders als beim zweistufigen System sind Unternehmen durch die Prüfung der BaFin zur Mitwirkung verpflichtet. Daher stellt sich für mich die Frage, warum es hier nicht vorangeht. Denn bei FCR Immobilien ging es konkret um den Wert der Anteile an der Immoware24 GmbH – also ein sehr genau abgegrenztes Prüfungsthema.

Warten wir ab, was sich im nächsten Jahr so alles tun wird. Denn die ESMA hat das Thema Bewertung der Immobilien als Prüfungsschwerpunkt fürs nächste Jahr festgelegt. Doch dazu in einem anderen Beitrag mehr (s.u. Erdbeben am Immobilienmarkt: Droht Immobilienkonzernen Zoff mit der BaFin bei der Bewertung?)

Lesen Sie hierzu auch meine Beiträge:

Weitere Informationen:

 

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