Insolvenz von Benkos Imperium Signa und was wir daraus lernen können

Seit einigen Wochen gibt es fast jeden Tag eine Meldung von Signa oder einer Tochtergesellschaft. Wer sich schon länger mit dem Firmenkonstrukt beschäftigt hat, ist alles andere als überrascht. Es war eher eine Frage der Zeit, wann das Ganze Konstrukt zusammenbricht. An diesem Fall lässt sich einiges lernen, wie ich finde.

Ein Blick zurück

Seit knapp anderthalb Jahren beschäftige ich mich inzwischen mit der Signa, genauer gesagt mit der Holding und verschiedenen Tochtergesellschaften des Firmenkonstruktes. So hatte ich mich im letzten Jahr gegen Staatshilfen von Galeria Karstadt Kaufhof ausgesprochen – das Geld wäre meines Erachtens bei der Unterstützung der Mitarbeitenden bei einer Insolvenz besser angelegt gewesen. Denn die Zahlen der Kaufhauskette ließen nicht erkennen, wie mit Hilfe von Staatsgeldern das Geschäftsmodell auf einen finanziell grünen Zweig kommen sollte.

Doch zurück zur Signa: Die verfügbaren Abschlüsse waren in der Regel immer sehr veraltet. Vor wenigen Wochen erst waren Abschlüsse einzelner Gesellschaften aus dem letzten Geschäftsjahr verfügbar. Doch seither hat sich gerade am Immobilienmarkt vieles geändert, sodass diese Zahlen nicht aussagekräftig sind. Oder anders ausgedrückt: Die Zahlen waren für einen Einblick in die wirtschaftliche Lage nicht geeignet. Dies zeigt auch der explosionsartige Anstieg der Schulden in diesem Jahr, über den u.a. die Immobilien Zeitung Anfang Dezember berichtet hatte.

Das Imperium von Benko beschäftigt viele Journalisten, die sich in den letzten Wochen vermehrt an mich gewendet hatten. Ihre Frage? Was kann man aus den Zahlen von Signa herauslesen? Das ist ehrlich gesagt, gar nicht immer so einfach. Denn neben veralteten Abschlüssen ist das Firmenkonstrukt vor allem eines: Intransparent. Nicht einmal Investoren erhielten zeitnah aktuelle Jahresabschlüsse.

Dazu kommt ein weiteres Problem: Die Abschlüsse sind einmal nach dem österreichischen Unternehmergesetzbuch, manchmal nach der internationalen Rechnungslegung nach IFRS aufgestellt. Man muss also genau aufpassen, nach welcher Rechnungslegungssprache der Abschluss aufgestellt wurde, um diesen richtig zu interpretieren. Ein Vergleich zwischen den Gesellschaften bzw. eine Vernetzung der verschiedenen Beteiligungen ist aufgrund dessen kaum möglich.

Es gab auch Abschlüsse mit höheren Beteiligungserträgen. Mangels detaillierter Angaben konnte man nur spekulieren, was genau sich dahinter verbirgt. Auch wenn man in einem Abschluss die Firmen aufgelistet fand, stellte sich das Problem, wiederum an deren Abschlüsse zu kommen. Denn es stellt sich schlussendlich die Frage, ob diese Beteiligungserträge dauerhaft auf diesem Niveau sind und wie werthaltig die Beteiligung ist.

Dies wird derzeit an den vielen Insolvenzen ersichtlich: Wird die Firma liquidiert, ist die Beteiligung nichts wert. Da kann noch ein so hoher Betrag in den Büchern stehen. Papier ist bekanntlich geduldig.

Was wir daraus lernen können

Erstaunlich finde ich, dass die Investoren nicht schon früher erkennbar mehr Druck bezüglich der Offenlegung von Jahresabschlüssen gemacht haben. Sollte dies erfolgt sein, dann aber eher ohne Kenntnisnahme der Öffentlichkeit. Es gab auch in der Presse Zitierungen aus Präsentationen des Unternehmens. Alles schön und gut, aber in eine Präsentation kann ich hineinpacken, was ich möchte. Ein Jahresabschluss unterliegt gesetzlichen Vorschriften und muss möglicherweise von einem Abschlussprüfer geprüft werden.

Daher eine wichtige Erkenntnis: Eine rechtzeitig vorgelegte Bilanz sagt mehr als eine Präsentation für das nächste Bankgespräch. Um Investoren zu überzeugen bzw. sich als Investor überzeugen zu lassen, sollte man eher den testierten Abschlüssen vertrauen als Unternehmenspräsentationen.

Ebenso stutzig machen sollte einen eine hohe Verschuldung eines Unternehmens – vor allem dann, wenn es angeblich so wunderbar läuft. Dann stellt sich doch die Frage, warum dauernd neue Gelder benötigt werden. Sicherlich sind für Immobilienprojekte unter Unternehmenswachstum größere Summen erforderlich, doch sollte man sich nicht allein von einem aufgehübschten Gewinn blenden lassen. Und schlussendlich muss mit jedem Geschäftsmodell langfristig ein positiver Cashflow erwirtschaftet werden. Wenn dieser jedoch nicht ausreicht, um selbst bei niedrigen Darlehenszinsen die Kredite zu bedienen, sollte man lieber die Finger davonlassen.

Bei intransparenten Firmenkonstrukten lohnt sich ein genauer Blick. Wenn dieser nicht möglich ist, wäre ich besonders vorsichtig. Auch wenn dies nicht zur Verschleierung beitragen sollte, stellt sich die Frage, ob irgendjemand überhaupt einen Überblick über das Ganze hat und im Falle eines Niedergangs rechtzeitig eingreifen kann und vor allem auch will.

Fazit

Vertrauen wird immer noch am ehesten durch Transparenz und fristgerecht veröffentlichte Jahresabschlüsse geschaffen. Lassen Sie sich nicht von schönen Reden und tollen Präsentationen von etwas anderem Überzeugen

Lesen Sie hierzu auch meine Beiträge hier im NWB Experten-Blog:

Weitere Informationen:

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