Reform der Abschlussprüfung: Joint Audit als Ausweg aus allen Problemen?

Hausaufgaben für die neue Bundesregierung

Auf die neue Bundesregierung kommt viel Arbeit zu. Damit meine ich nicht nur aktuell brennende Themen wie die Pandemie und den Klimawandel. Im Vergleich dazu vermag die Reform der Abschlussprüfung eher weniger dringlich erscheinen. Doch das im Mai 2021 beschlossene FISG ist so nicht ausreichend, um ein zweites Wirecard zu verhindern.

Die Reform der Abschlussprüfung und eine weitere Verschärfung der Gesetze wird dies allein nicht verhindern. Da es jedoch viele verschiedene Facetten gibt, möchte ich mich in diesem Beitrag auf die Abschlussprüfung fokussieren.

Status quo: Gefahr der Verschärfung der Marktkonzentration

Die geänderten Regelungen werden nicht dazu beitragen, die ohnehin schon hohe Marktkonzentration auf dem Prüfermarkt zu verringern. Ganz im Gegenteil: Es besteht eher das Risiko, dass sich diese weiter verschärft. Durch die Verschärfung der Haftung besteht die Gefahr, dass einige Prüfungsgesellschaften aus dem Markt aussteigen.

Aus unternehmerischer Sicht ist dies nachvollziehbar: Größeres Risiko, sinkende Vergütung, höhere Haftung. Da stellt sich eine Prüfungsgesellschaft die Frage: Lohnt es sich noch, die Leistung „Abschlussprüfung“ anzubieten? Denn schließlich ist die Arbeit von Wirtschaftsprüfern auch bei anderen Dienstleistungen sehr gefragt, bei denen diese Probleme nicht bzw. in deutlich geringere Ausmaße existieren.

Joint Audit als Lösungsmöglichkeit?

Keinen Weg in die Reformen hat das sog. Joint Audit gefunden. Aufgrund der anstehenden Bundestagswahl im September 2021 und des damit verbunden Zeitdrucks der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals im Untersuchungsausschuss des Bundestages, wurden die ersten Reformen im Eiltempo beschlossen.

Die Aufgabe der neuen Bundesregierung ist es nun, das Thema wieder auf die Agenda zu setzen. So sollte unter anderem das Thema des Joint Audit kontrovers diskutiert werden. Die Linksfraktion hatte bereits im Herbst 2020 einen entsprechenden Antrag an die damalige Bundesregierung gestellt. Auch wenn der Finanzsheriff Fabio de Masi von den Linken nicht mehr im Bundestag sitzt, sollte dieses Thema wieder auf die Agenda gesetzt werden. Anders als Herr De Masi dies im Untersuchungsausschuss bevorzugt hat – er möge es mir verzeihen – sollten hier die Hausaufgaben erledigt werden. In diesem Fall kommen wir mit Herr De Masis bevorzugter „Unterrichtsmethode“ im Untersuchungsausschuss „Hefte raus, Klassenarbeit“ nicht weiter.

Was es genau mit einem Joint Audit auf sich hat, wie dies die anderen Parteien sehen und was dabei genauer diskutiert werden sollte, lesen Sie in meinem aktuellen Beitrag in der Zeitschrift WP Praxis (s.u.).

Demnächst lesen Sie auch noch mehr dazu, welche Themen die neue Bundesregierung bei der Reform der Abschlussprüfung noch diskutieren sollte – mit offenem Ausgang. Wir sollten nicht auf das nächste Wirecard warten, bis wieder Reformen diskutiert werden. Denn der nächste Bilanzskandal kommt bestimmt. Wenn auch mit einem deutlich kleineren Erdbeben als im Causa Wirecard. Denn das ist kaum zu übertreffen.

Lesen Sie dazu auch:
Reform der Abschlussprüfung – Joint Audit als Lösungsmöglichkeit zur Qualitätssicherung? – Analyse des Status quo und künftige Entwicklungen, WP Praxis 12/2021, S. 410 ff.
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