Umstieg auf die virtuelle Hauptversammlung in der Corona-Krise: Hauptversammlung als Investorendialog – quo vadis?

Die Hauptversammlungs-Saison fällt dieses Jahr ins Wasser. Zumindest was die Präsenz-Veranstaltungen betrifft. Bisher war die Hauptversammlung eine Plattform für den Austausch zwischen Unternehmen und Investoren. Doch in diesem Jahr wird alles anders. Dieses Jahr ist vielleicht auch ein Einschnitt in die Hauptversammlungs-Tradition. Präsenz-, online- oder virtuelle Hauptversammlung – es ist alles dabei. Hat die Hauptversammlung als Plattform für den Investorendialog ausgedient?

Hauptversammlung – das war sie bisher

Bisher war die Hauptversammlung für Unternehmen die Möglichkeit, mit ihren Aktionären ins Gespräch zu kommen. Nach der Präsentation des Vorstands hatten Aktionäre die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Investorenvertreter, Stimmrechtsberater und Hauptversammlungssprecher von Anlegervereinen machten mit ihren Reden den Auftakt. Für einige Kleinaktionäre mag das Buffet im Vordergrund bestanden haben, für die Unternehmen war es bisher vor allem eines: Die Möglichkeit für einen Dialog mit den Investoren.

Hauptversammlung 2020

Doch wie ist dies nun, wenn die Hauptversammlung online oder virtuell stattfindet? Es gibt Befürchtungen, dass das Rederecht der Aktionäre beschnitten wird. Fragen werden im Voraus eingereicht. Doch wie läuft dies mit den Reden, die es bisher gab? Können auch spontan Fragen gestellt werden? Viele Punkte, die derzeit kontrovers diskutiert werden. Das Problem? Erfahrungswerte? Fehlanzeige. Zeit für die Erprobung und die technische Umsetzung? Kaum vorhanden. Eine quirlige Hauptversammlungs-Saison steht uns bevor. Bayer macht den Auftakt: Die erste virtuelle Hauptversammlung eines DAX-Konzerns.

Was die Zukunft bringt

Eines ist sicher: Dieses Jahr wird die Tradition der bisherigen Form der Hauptversammlung zur Diskussion stellen. Wozu eine kostenintensive Präsenz-Hauptversammlung veranstalten, auf der bei einer Vielzahl anwesender Aktionäre mehr das Buffet denn die Rede des Vorstands und die Fragerunde im Vordergrund steht? Wäre es nicht besser, sich auf die wesentlichen Inhalte zu beschränken? Das Budget fürs Buffet könnte in die Digitalisierung des Investorendialogs investiert werden.

Anstelle der Hauptversammlung könnten andere Veranstaltungsformate für einen direkten Austausch zwischen den Unternehmen und ihren Aktionären sorgen. Doch wie können diese aussehen? Video-Konferenzen, bei der Aktionäre Fragen stellen können? Wie kann dann sichergestellt werden, dass alle Aktionäre die gleichen Informationen erhalten?

Es wird deutlich: Möglichkeiten gibt es viele. Die Umsetzung bringt neue Herausforderungen mit sich. Der Diskussionsstoff rund um die Tradition der Hauptversammlung und möglicher anderer Formate für einen Investorendialog wird so schnell nicht ausgehen. Das ist sicher.

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