Transparenz neu gedacht: IFRS 18 im Fokus

Ein neuer Star am IFRS-Himmel: Mit dem Standard IFRS 18 kommt frischer Wind in die Finanzwelt. Dieser neue Rechnungslegungsstandard löst IAS 1 ab und wird ab 2027 für Unternehmen verpflichtend – vorausgesetzt, die EU gibt grünes Licht. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Kurz gesagt: IFRS 18 soll die Darstellung von Finanzabschlüssen übersichtlicher und vergleichbarer machen. Besonders spannend sind die neuen Zwischensummen in der Gewinn- und Verlustrechnung, wie der operative Gewinn und der Gewinn vor Finanzierung und Steuern. Ziel ist es, Unternehmen transparenter zu machen und Investoren einen besseren Einblick zu geben.

Ein Highlight ist auch die Einführung detaillierterer Angaben im Anhang. Dazu gehören Informationen über vom Management definierte Kennzahlen, sogenannte MPMs („Management-Defined Performance Measures“). Diese sollen zeigen, wie Unternehmen intern ihre Leistung bewerten.

Zwar scheint 2027 noch weit entfernt, aber die Unternehmen sollten sich frühzeitig mit IFRS 18 beschäftigt, denn dieser Standard betrifft fast alle Branchen. Weiterlesen

Parteien zur Wahl (Teil 3) – Unternehmensbesteuerung

Die Steuerpolitik spielt auch im Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23.02.2025 eine hervorgehobene Rolle. In einer Beitragsserie arbeiten wir die wesentlichen Aussagen der Parteien hierzu heraus. Dabei beschränken wir uns auf die Parteien, die eine realistische Chance auf den Einzug in den 21. Deutschen Bundestag haben. Diese Folge behandelt die Kernaussagen der Parteien zur Unternehmensbesteuerung.

Welchen Beitrag kann die Steuerpolitik leisten, um Deutschland wieder auf Wachstumskurs zu bringen? In ihren Wahlprogrammen geben die Parteien auf diese Frage deutlich voneinander abweichende Antworten. Union und FDP sehen als zentrale Stellschraube den Steuersatz für Unternehmensgewinne an. Dieser soll für Kapitalgesellschaften „maximal 25%“ (Union) bzw. „unter 25%“ (FDP) betragen. Gemeint ist damit die Gesamtbelastung aus Körperschaft- und Gewerbesteuer. Beide Parteien wollen hierzu den Körperschaftsteuersatz senken, die CDU spricht in ihrer „Agenda 2030“ von einem Satz von 10%. Zusammen mit dem durchschnittlichen Hebesatz bei der Gewerbesteuer von 407%¹- aber ohne Solidaritätszuschlag, den Union und FDP abschaffen wollen (vgl. Teil 1) – ergäbe sich eine Gesamtbelastung von 24,245%. In Gemeinden ab 20.000 Einwohnern, die im Schnitt auf einen höheren Hebesatz von 437%² kommen, würde die Zielmarke mit einer Gesamtbelastung von 25,295% knapp verfehlt, aber bei solch einer leichten Überschreitung würde wohl die Wirtschaft gedanklich abrunden. Weiterlesen

Jahresrückblick: Ein Jahr voller Bilanzkontrollen und Unternehmenskrisen

Auch wenn das neue Jahr schon in vollem Gange ist, ist es für einen Jahresrückblick noch nicht zu spät. Das Jahr 2024 war von bedeutenden Unternehmenskrisen und einer verstärkten Aufsicht durch die BaFin geprägt. Bilanzkontrollen rücken immer stärker in den Fokus, da Unregelmäßigkeiten und Fehler schwerwiegende Folgen für Unternehmen und Investoren haben können.

Gleichzeitig zeigt sich, dass trotz intensiver Prüfungen nicht alle Risiken frühzeitig erkannt oder ausreichend adressiert werden konnten. Der folgende Rückblick beleuchtet die wichtigsten Fälle und zieht Bilanz über die Rolle der Finanzaufsicht in einem Jahr voller Unsicherheiten.

NSI Asset: Wie eine BaFin-Prüfung ins Leere lief

Ein besonders aufsehenerregender Fall war die Prüfung der NSI Asset durch die BaFin. Trotz erster Hinweise auf Unregelmäßigkeiten verlief die Kontrolle im Sand. Dieser Fall zeigt eindrucksvoll, dass selbst unter strenger Aufsicht nicht alle Schlupflöcher geschlossen werden konnten.

Nordwest Handel AG: Ein Bilanzfehler mit dramatischen Folgen

Ein weiteres Beispiel für die Brisanz von Bilanzkontrollen war die Nordwest Handel AG. Die BaFin deckte einen massiven Bilanzirrtum auf, der dazu führte, dass der Umsatz des Unternehmens um 70 % einbrach. Hier wurde besonders deutlich, wie schnell falsche Zahlen das Vertrauen der Investoren zerstören können. Weiterlesen

Übergangsregelung zur Sozialversicherungspflicht von Lehrkräften

Lehrkräfte und Dozenten, beispielsweise Lehrer an Musikschulen, sind zuletzt immer häufiger in den Fokus der Prüfer der Sozialversicherungen geraten, das heißt, sie werden oft als abhängig beschäftig angesehen. Ich könnte es auch anders formulieren: In den Fokus geraten sind ihre Auftraggeber, also die Schulen, denn es soll nicht verschwiegen werden, dass manch Lehrer durchaus ein Interesse an der Sozialversicherungspflicht hat. Unterstützung haben die Sozialversicherungsträger, namentlich die Deutsche Rentenversicherung Bund, vom BSG erhalten: Die Versicherungspflicht sei nicht deshalb von vornherein ausgeschlossen, weil die Beteiligten erkennbar eine selbstständige Tätigkeit vereinbaren wollten – so das BSG mit Urteil vom 28.6.2022 (B 12 3/20 R).

Das BSG hat sich mit seinem mittlerweile recht bekannten „Herrenberg-Urteil“ von seiner „Sonderrechtsprechung“ für Lehrkräfte distanziert und mit einem weiteren Urteil auch keinen Vertrauensschutz zugelassen (BSG-Urteil vom 5.11.2024, B 12 BA 3/23 R).

Vielleicht hat der eine oder andere Mitarbeiter der DRV gejubelt, als die Entscheidungen des BSG gefallen sind. Den Schulen, insbesondere vielen Musikschulen, und auch vielen Lehrkräften, die nun um ihre Aufträge bangen mussten, war hingegen ganz und gar nicht zum Feiern zumute. Letztlich war durch die Haltung der DRV und der Rechtsprechung des BSG der Zugang zu gewissen Bildungsangeboten, gerade auch des Musikunterrichts, erschwert worden. Weiterlesen

Erst siegessicher, jetzt vorsichtig: Die Deutsche Konsum REIT und ihr teurer Steuerstreit

Die Deutsche Konsum REIT-AG (DKR) steckt seit Ende 2022 in einem Steuerstreit mit dem Finanzamt Potsdam – und es geht um einiges. Das Finanzamt stellt infrage, ob die DKR beim Börsengang 2015 wirklich die damals notwendige Streubesitzquote von 25 % erfüllt hat.

Der Knackpunkt: Ein großer Teil der Aktien wurde damals von der Hauptgesellschafterin an Dritte verkauft, um diese Quote zu erreichen. Die Finanzbehörde sieht darin eher eine Trickserei als eine echte Erfüllung der REIT-Kriterien. Der Streit ist jedoch nicht das Einzige, was beim Konzern die Kassen geleert hat.

Was der Immobilienkonzern über den Zoff mit dem Finanzamt berichtet

Das hat finanzielle Folgen. Die DKR musste für die Jahre 2016 bis 2021 satte 9,8 Millionen € an Ertragsteuern nachzahlen und hat zusätzlich Rückstellungen für weitere mögliche Steuerforderungen, wie Gewerbesteuer, gebildet. Um sich dagegen zu wehren, hat das Unternehmen Einspruch gegen alle Steuerbescheide eingelegt und versucht, die Zahlungen erst mal auszusetzen. Doch das Finanzamt hat den Antrag abgelehnt, und auch das Finanzgericht Potsdam hat im Juli 2023 entschieden, dass die Nachzahlungen geleistet werden müssen. Eine Beschwerde dagegen? Fehlanzeige – war nicht möglich. Weiterlesen

Aufreger des Monats Februar: Gesetzgeber hebelt positives „Lebensversicherungs-Urteil“ rückwirkend aus

Die Kapitalauszahlung aus alten Lebensversicherungsverträgen mit Vertragsabschluss vor 2005 ist in den meisten Fällen steuerfrei. Dies gilt nicht nur für Kapitallebensversicherungen, sondern auch für Rentenversicherungen mit Kapitalwahlrecht. Wird bei Fälligkeit das Kapitalwahlrecht ausgeübt, sind die in der Einmalzahlung enthaltenen Zinsen steuerfreie Kapitalerträge. Wird hingegen das Kapitalwahlrecht nicht ausgeübt, sondern die Rentenzahlung gewünscht, sind diese Renten – nach dem Willen der Finanzverwaltung – allerdings mit dem Ertragsanteil nach § 22 EStG steuerpflichtig (BMF-Schreiben vom 1.10.2009, BStBl 2009 I S. 1172 Rz. 19).

Im Jahre 2021 hat der Bundesfinanzhof die Ertragsanteilsbesteuerung jedoch verworfen und zugunsten der Versicherten entschieden: Rentenzahlungen, die auf einem begünstigten Versicherungsvertrag i.S. des § 10 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. b EStG 2004 beruhen, sind insgesamt den Einkünften aus Kapitalvermögen i.S. des § 20 Abs. 1 Nr. 6 EStG 2004 zuzuordnen und unter den Voraussetzungen des § 20 Abs. 1 Nr. 6 Satz 2 EStG 2004 steuerfrei, soweit die Summe der ausgezahlten Rentenbeträge das in der Ansparzeit angesammelte Kapitalguthaben einschließlich der Überschussanteile nicht übersteigt (BFH-Urteil vom 1.7.2021, VIII R 4/18).

Das Urteil war eine kleine Sensation

Viele tausend Steuerzahler hätten von dem Urteil profitieren können. Sie lesen richtig: „hätten“. Weiterlesen

Sonderabschreibung nach § 7b EStG nicht für reine Ersatzneubauten

Fällt der Abriss eines vermieteten Einfamilienhauses mit anschließendem Neubau eines Einfamilienhauses in den Anwendungsbereich der Sonderabschreibung für den Mietwohnungsneubau nach § 7b EStG? Mit dieser Frage wird sich bald der BFH befassen müssen. Vorausgegangen ist ein – für die Steuerpflichtigen – negatives Urteil des FG Köln vom 12.9.2024 (1 K 2206/21; Revision unter X R 24/24).

Hintergrund:

Mit dem „Gesetz zur steuerlichen Förderung des Mietwohnungsneubaus“ wurde zur Ankurbelung der Investitionstätigkeit in neue Mietwohnungen eine befristete Sonderabschreibung nach § 7b EStG eingeführt. Mit dem „Wachstumschancengesetz“ wurden die Förderbedingungen etwas verbessert. Die Regelung ermöglicht für vier Jahre eine Abschreibung in Höhe von 5 Prozent der Baukosten, wenn durch Baumaßnahmen neue, bisher nicht vorhandene Wohnungen hergestellt werden und diese im Anschluss für mindestens zehn Jahre vermietet werden. Diese Sonderabschreibung kann zusätzlich zur regulären Abschreibung nach § 7 Abs. 4 EStG steuermindernd berücksichtigt werden. Dabei sind verschiedene Anwendungszeitpunkte zu beachten. Weiterlesen

Hybrid-Anleihen: Zwischen Eigenkapital-Bonus und Zinsfallen – ein Blick auf Südzucker und Lufthansa

Hybrid-Anleihen verbinden Merkmale von Eigen- und Fremdkapital: Sie sind nachrangig, oft unbefristet und ermöglichen Unternehmen, Zinszahlungen flexibel zu gestalten oder auszusetzen. Während sie nach HGB als Fremdkapital gelten, können sie nach IFRS unter bestimmten Bedingungen als Eigenkapital ausgewiesen werden, was die Bilanzkennzahlen verbessert – den Cashflow interessieren jedoch nur die tatsächlichen Geldflüsse.

Vor kurzem hatten wir uns den Fall von Südzucker angeschaut: Die Anleihe ist nachrangig, unbefristet und verzinst sich variabel, aktuell mit 6,822 %, was die Liquidität erheblich belastet. Und das Volumen? Liegt bei 700 Mio. €. Auch die Lufthansa hat Anfang Januar verkündet, dass eine Hybrid-Anleihe begeben wird. Doch hier sind die Konditionen doch etwas anders als bei Südzucker. Das zeigt: Es lohnt sich bei Hybrid-Anleihen, genauer hinzuschauen.

Zu welchen Konditionen Lufthansa an den Start geht

Lufthansa hat sich rechtzeitig um eine Refinanzierung gekümmert. Denn 2015 hatte der Konzern bereits eine Hybrid-Anleihe im Umfang von 500 Mio. € begeben, die mit der neuen Hybrid-Anleihe refinanziert werden kann. Die Rückzahlung der alten Anleihe steht für Februar 2026 an. Im Geschäftsbericht 2023 macht der Konzern auf Seite 221 dazu die folgenden Angaben: Weiterlesen

Parteien zur Wahl (Teil 2) – Einkommensteuerliche Änderungen für natürliche Personen

Die Steuerpolitik spielt auch im Wahlkampf zur vorgezogenen Bundestagswahl am 23.02.2025 eine hervorgehobene Rolle. In einer Artikelserie arbeiten wir die wesentlichen Aussagen der Parteien hierzu heraus. Dabei beschränken wir uns auf die Parteien, die eine realistische Chance auf den Einzug in den 21. Deutschen Bundestag haben. In dieser Folge geht es um die Änderungen in der Einkommensteuer für natürliche Personen, die die über reine Tarifänderungen hinausgehen.

Zunächst zu den Arbeitnehmern, für die alle Parteiprogramme verschiedene Ideen parat haben. So setzen sich CDU/CSU, FDP und SPD für die Steuerfreiheit von Überstundenzuschlägen bei Vollzeitarbeit ein. Die Genossen von der SPD wagen darüber hinaus einen zweiten Anlauf für eine Ende 2024 aus dem Steuerfortentwicklungsgesetz (SteFeG) gestrichene Idee: Sie wollen einen steuerlichen Anreiz zur Ausweitung der Arbeitszeit von Teilzeitbeschäftigten schaffen, indem sie eine hierfür vom Arbeitgeber ausgezahlte Prämie steuerlich begünstigen.

Eine Erhöhung der Pendlerpauschale fordern die Christdemokraten. Konkret wird in der Bayern-Agenda der CSU eine Erhöhung auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer gefordert. Die Linke hingegen will die Pendlerpauschale abschaffen und stattdessen ein Mobilitätsgeld einführen. Neue Wege möchte die FDP gehen und die Pendlerpauschale mit den Abzügen für das häusliche Arbeitszimmer und der Home-Office-Pauschale in einer großzügigen Arbeitstagepauschale vereinen. Die Grünen setzen dem eine Anhebung des Arbeitnehmer-Pauschbetrags auf 1.500 Euro entgegen. Weiterlesen

Serie Risiko Bilanz: Ausleihungen an verbundene Unternehmen

Ausleihungen an verbundene Unternehmen sind mehr als nur eine Bilanzposition – sie bergen Risiken, die Anleger genau im Blick haben sollten. Am Beispiel der AGROB Immobilien AG zeigt sich, wie schnell finanzielle Verflechtungen zu einer Risikospirale werden können: Steigende Bankschulden, explodierende Zinszahlungen und massive Ausleihungen an Schwesterunternehmen gefährden die Stabilität des Unternehmens.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger schlägt Alarm und fordert dringend gesetzliche Regulierungen, um Minderheitsaktionäre vor unverantwortlichen Finanzmanövern zu schützen.

Was es mit Ausleihungen auf sich hat

Ausleihungen an verbundene Unternehmen sind eine Bilanzposition, die insbesondere in den Jahresabschlüssen von Muttergesellschaften oder größeren Unternehmensgruppen auftaucht. Sie gehören zu den Forderungen und spiegeln wider, dass eine Gesellschaft innerhalb eines Konzerns anderen verbundenen Unternehmen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt hat. Weiterlesen