Risiko Bilanz: Wertvernichtung in Milliardenhöhe – Was bleibt von Porsches Beteiligungen?

Bis zu 20 Milliarden Euro Wertberichtigung auf die Beteiligung an der Volkswagen AG. Wie bitte? Ja, Sie haben richtig gelesen. Eine unvorstellbar hohe Zahl, die die Porsche SE Anfang Februar in einer Pressemitteilung nannte.

Eine Summe, bei der man sich kaum vorstellen kann, wie viel das ist. Zur Einordnung ein kurzer Vergleich: Damit könnte man ein großes Tech-Start-up finanzieren. Es würde sogar reichen, um mehrere Unicorns zu gründen. Oder man könnte 50.000 Wohnungen bauen, wenn eine Einheit 400.000 Euro kosten würde. Nur als Größenordnung, aber zurück zu Porsche.

Wie Porsche die Investoren informiert

Positive Nachrichten aus der Automobilindustrie sind derzeit selten: „VW baut mehr als 35.000 Stellen ab“, titelte das Automagazin „Auto Motor Sport“ im Dezember letzten Jahres. Davon ist nun auch die Porsche SE als Anteilseigner der Volkswagen AG massiv betroffen. Dabei liegt der Konzernabschluss für 2024 noch nicht vor, erste Zahlen hat das Unternehmen aber bereits veröffentlicht.

Am 6. Februar 2025 veröffentlichte die Porsche SE die folgende Pressemitteilung:

„Nach vorläufiger Einschätzung ist nun davon auszugehen, dass die erwartete Wertberichtigung des Buchwerts der Beteiligung an der Porsche AG in der Konzernbilanz der Porsche SE voraussichtlich im Bereich von minus 2,5 Milliarden Euro bis minus 3,5 Milliarden Euro (vorher: voraussichtlich minus 1 Milliarde Euro bis minus 2 Milliarden Euro) liegen wird. In der Folge der Veränderung bei der Porsche AG wird zudem erwartet, dass sich die voraussichtliche Wertberichtigung des Buchwerts der Beteiligung an der Volkswagen AG in der Konzernbilanz der Porsche SE unter Beibehaltung der bisherigen Bandbreite von minus 7 Milliarden Euro bis minus 20 Milliarden Euro eher dem unteren Ende der Bandbreite von minus 20 Milliarden Euro annähert.“

Ein Blick in den letzten Bericht

Die Beteiligungen der Porsche SE an der Porsche AG und der Volkswagen AG wurden in der Quartalsmitteilung vom 30. September 2024 mit rund 62 Mrd. € angegeben. Schauen wir uns an, was davon am Ende „übrigbleibt“, wenn die Wertberichtigungen vorgenommen wurden: Beginnen wir mit dem „Best Case“. Dann betragen die Abschreibungen insgesamt „nur“ 9,5 Mrd. €. Die Beteiligung steht dann mit knapp 53 Mrd. € in der Bilanz. Porsche bereitet die Investoren aber bereits darauf vor, dass sich die Abschreibungen bei Volkswagen eher am unteren Ende und damit an den 20 Milliarden orientieren werden. Im ungünstigsten Fall ergibt sich somit eine Wertberichtigung von insgesamt 23,5 Mrd. €. Eine deutliche Reduzierung der Beteiligung, die dann noch mit 38,5 Mrd. € in der Bilanz steht.

Porsche stellt in der Pressemitteilung klar, dass die Wertberichtigung nicht liquiditätswirksam ist. Das ist richtig. Aber wenn die Gewinne der beiden Beteiligungen schrumpfen, wird sich das irgendwann auch in der Dividende niederschlagen. Und diese ist schließlich liquiditätswirksam.

Und mein Senf

Es geht los. Mit den Abschreibungen. Nicht nur Porsche hat in den vergangenen Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Die Konjunkturaussichten sind derzeit alles andere als rosig. Oder anders ausgedrückt: Statt Sonnenschein ist für viele eher Regenwetter angesagt.

Nicht nur dann lohnt sich ein genauer Blick auf die Zahlen der drei Konzerne Porsche AG, Porsche SE und Volkswagen AG. Dabei sollte man nicht vergessen: In den schlechten Zahlen von VW sind bereits Restrukturierungsrückstellungen enthalten. Also Kosten für den Personalabbau. Diese werden zwar zum Zeitpunkt der Bildung ebenfalls nicht liquiditätswirksam, aber spätestens dann, wenn die Abfindungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgezahlt werden müssen oder die Rechnungen der Restrukturierungsberater im Posteingang landen.

Weitere Informationen:

Lesen Sie hierzu auch meine Beiträge im NWB Experten-Blog:

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Ein Beitrag von:

  • Dr. Carola Rinker

    • Diplom-Volkswirtin und Unternehmensberaterin
    • Erstellung von (Gerichts-)Gutachten, Stellungnahmen und Analysen zu Bilanzierungssachverhalten
    • Fachbuchautorin
    • Anhörung als Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard Skandal des Deutschen Bundestages und im Finanzausschuss zum FISG
    • Mehr unter carolarinker.de

    Warum blogge ich hier?
    Aus Interesse an den Themen. Aus Spaß. Aus Netzwerk-Gründen. Als Ergänzung zu meiner Arbeit als Unternehmensberaterin und meinen Lehrveranstaltungen ist das Bloggen wunderbar geeignet. Ein Blog bietet die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen – und sich anschließend mit Lesern darüber auszutauschen. Da jedes Jahr neue Jahresabschlüsse von Unternehmen vorgelegt werden und sich die Regeln der Bilanzierung ständig ändern, wird mir der Stoff nie ausgehen.

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