Aufsichtsrat aktuell: Aufsichtsrats-Rücktritte bei Steinhoff nach Aufdeckung der Bilanzfälschung

Diskussion über Kontrollmöglichkeiten der Aufsichtsräte erforderlich

Die Meldung der Nordwest Zeitung von heute Morgen stimmt mich nachdenklich. Aufsichtsräte ziehen sich mit sofortiger Wirkung aus dem Aufsichtsgremium zurück. Vorzeitig. Denn die Maximaldauer würde bei einem auf der nächsten Hauptversammlung ohnehin enden. Die Nordwest Zeitung nennt den 20. April als Datum der Hauptversammlung. Bei mir steht noch der 12. März im Kalender. Gut. Vielleicht herrscht bis April mehr Klarheit.

Warum ziehen sich gerade jetzt die Aufsichtsratsmitglieder zurück? Machen sie sich Vorwürfe? Haben sie etwas geahnt? War es eine Aufsicht aus der Ferne, sodass Fehlentwicklungen nicht gesehen werde konnten? Fragen über Fragen. Im April sollen sechs neue Aufsichtsratsmitglieder gewählt werden. Einige der Aufsichtsräte kandidieren offenbar erneut. Was ist ihnen vorwerfbar? Selbst die Wirtschaftsprüfer hatten die Jahresabschlüsse testiert.

Als junge Aufsichtsrätin bin ich schockiert. Oder vielleicht noch viel zu grün hinter den Ohren? Vielleicht. Vom Alter her könnte einer der Aufsichtsräte mein Großvater sein. Da liegen also mehrere Jahrzehnte dazwischen. Einblicke und von erfahrenen Aufsichtsräten wären hilfreich. Zumindest meines Erachtens.

Mich beschäftigen einige Fragen: Wie kann der Aufsichtsrat Bilanzmanipulationen aufdecken? Vor allem dann, wenn der Wirtschaftsprüfer den Jahresabschluss testiert hat. Dies war bei Steinhoff der Fall.

Sollte ich bei hoher Kreditaufnahme und starkem Wachstum alles bis ins kleinste Detail prüfen – noch mehr als dies sowieso schon gemacht wird –  und  immer Nachweise in Form von Kontoauszügen etc. anfordern? Sollte es mehr Aufsichtsratssitzungen geben, um für diese Überprüfungen mehr Zeit zu haben? Wie tiefgreifend sollten derartige Überprüfungen sein? Beim Bilanzskandal um Flowtex wurden selbst die Kontoauszüge gefälscht.

Fazit: Der aktuelle Fall zeigt, dass zu diesem Thema noch einiges zu diskutieren sein wird. Auch über die Arbeit und Kontrollmöglichkeiten der Aufsichtsräte.

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Ein Beitrag von:

  • Dr. Carola Rinker

    • Diplom-Volkswirtin und Unternehmensberaterin
    • Erstellung von (Gerichts-)Gutachten, Stellungnahmen und Analysen zu Bilanzierungssachverhalten
    • Fachbuchautorin
    • Anhörung als Sachverständige im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard Skandal des Deutschen Bundestages und im Finanzausschuss zum FISG
    • Mehr unter carolarinker.de

    Warum blogge ich hier?
    Aus Interesse an den Themen. Aus Spaß. Aus Netzwerk-Gründen. Als Ergänzung zu meiner Arbeit als Unternehmensberaterin und meinen Lehrveranstaltungen ist das Bloggen wunderbar geeignet. Ein Blog bietet die Möglichkeit, sich in einzelne Themen zu vertiefen – und sich anschließend mit Lesern darüber auszutauschen. Da jedes Jahr neue Jahresabschlüsse von Unternehmen vorgelegt werden und sich die Regeln der Bilanzierung ständig ändern, wird mir der Stoff nie ausgehen.

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