Schluss mit Disclosure Overload – Siemens kürzt den Geschäftsbericht

In den letzten Jahren wurden die Geschäftsberichte der Unternehmen immer dicker. Die Unternehmen steckten vor allem auch in die optische Gestaltung ihrer Berichte viel Arbeit. Im ersten Drittel des Berichtes waren Bilder der Aufsichtsräte und Vorstände und viele weitere Informationen über das Unternehmen. Es hinterließ den Eindruck einer „Imagebroschüre“. Durch diese erhebliche Zunahme der Berichte verliert der Leser den Überblick über das Wesentliche. In der Literatur wird dieser Berichtswahn als sog. „Disclosure Overload“ bezeichnet.

Auf der Schmalenbach-Tagung am 28. April 2016 in Köln berichtete Dr. Ralf P. Thomas, Finanzvorstand bei Siemens, wie er und seine Mitarbeiter den Bericht für 2015 auf die wesentlichen Informationen gekürzt haben. Während der Geschäftsbericht von Siemens 1990 noch 54 Seiten aufwies, waren dies im Jahr 2014 sage und schreibe 368 Seiten. Dies soll im Folgenden näher beschrieben werden.

Das Unternehmen wurde mit Kritik hinsichtlich des erheblichen Umfangs des Geschäftsberichtes konfrontiert seitens der Adressaten. Siemens war in den letzten Jahren dem Trend gefolgt, immer weitere Informationen im Geschäftsbericht anzugeben. Dadurch wurde der Geschäftsbericht dem Ziel, den Investoren entscheidungsrelevante Informationen zur Verfügung zu stellen, nicht mehr gerecht. Somit setzte sich Siemens das Ziel, sich im Geschäftsbericht auf die Lage am Bilanzstichtag sowie den Zukunftsausblick zu konzentrieren.

Die Reaktionen der Adressaten waren laut der Aussage von Dr. Ralf P. Thomas sehr positiv. Siemens hat im Geschäftsbericht 2015 unter anderem auf folgende Angaben verzichtet: zahlreiche freiwillige Angaben im zusammengefassten Lagebericht, Doppelungen zwischen Lagebericht und Konzernabschluss sowie kommunikative Elemente (kein Imageteil). Ferner wurden unwesentliche Informationen gestrichen. Die Reduzierung der Angaben erfolgte durch eine stärkere Orientierung am Grundsatz der Wesentlichkeit. Somit konnte eine Reduzierung des Berichtes um mehr als 50 % erreicht werden. Der Geschäftsbericht von 2015 hat nur noch 150 Seiten. Der Finanzvorstand berichtete, dass sein Team jede Information im Bericht auf ihre Wesentlichkeit überprüft habe.

Zum Abschluss gab der Referent folgende Handlungsempfehlungen:

  • Förderung von prinzipienorientierten Vorgaben an Stelle von zahlreichen Einzelfallregelungen
  • Deregulierung statt immer neue Vorgaben von verschiedenen Stellen
  • Kontinuierliches Hinterfragen der weiteren Notwendigkeit von Vorgaben
  • Stringente Kosten-Nutzen-Analyse für regulatorische Vorgaben
  • Stärkung des Managements Approachs auch im Konzernanhang

Fazit: Diese Verschlankung der Geschäftsberichte führt nicht nur zu einer Konzentration auf die wesentlichen Informationen, sondern verringert auch langfristig die Kosten der Berichtserstellung. Es bleibt zu wünschen, dass zahlreiche weitere Unternehmen dem Beispiel von Siemens folgen werden.

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