Bilanzskandal Wirecard: Und plötzlich betrat Dan McCrum den Raum

Meine Anhörung im Untersuchungsausschuss des Bundestages am 5. November 2020

Wie war es im Untersuchungsausschuss? Diese Frage wurde mir in den letzten vier Wochen häufig gestellt. Dies hat mich veranlasst, über meine Eindrücke nun zu berichten. Da die Sitzung nicht-öffentlich war, wollte ich mich nicht früher dazu äußern. Es wurde mir zwar freigestellt, ob ich mich dazu öffentlich äußere, oder nicht. Dennoch gab es die Bitte, damit zu warten, bis dies seitens des Untersuchungsausschusses geschehen ist. Dieser Bitte wollte ich nachkommen.

Ein ereignisreicher Tag für mich

Diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen. Es war nicht nur sehr eindrucksvoll, den Erzählungen von Dan McCrum zu lauschen. Ebenso wurde mir beim Betreten des Bundestages bewusst: Ich bin nicht nur eine Besucherin, die beim Know-how Transfer der Wirtschaftsjunioren einen Bundestagsabgeordneten bei seiner Arbeit begleitet. Denn dies war mein letzter Besuch im Bundestag.

Ich kann mich noch genau erinnern: Während meines Studiums war ich beeindruckt von einem meiner Professoren, der bei Änderungen des Steuergesetzes immer mal wieder im Bundestag war. Als ich meinen Personalausweis beim Eintritt in das Paul-Löbe-Haus vorlegte, erinnerte ich mich daran. Und nun wurde ich selbst zur Anhörung als Sachverständige vom Bundestag geladen. Genauer gesagt, vom Untersuchungsausschuss zu Causa Wirecard. Wenn mir dies jemand vor einem Jahr gesagt hätte, ich hätte ihn für verrückt erklärt.

Doch nun der Reihe nach. Weiterlesen

Untersuchungsausschuss zum Bilanzskandal Wirecard – wie Wirecard als Game-Changer genutzt werden kann

Der Antrag für einen Untersuchungsausschuss zur Causa Wirecard liegt seit dem 9. September vor. Wie die Pressemeldungen seit dem 18. Juni 2020 gezeigt haben, werden dem ehemaligen DAX-Konzern nicht nur Bilanzmanipulationen in erheblichem Ausmaß vorgeworfen, sondern auch Geldwäsche. Das sind jedoch nur zwei Beispiele, die den Fall zum größten Bilanzskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte machen. Weiterlesen

Verspäteter Aprilscherz? – Wert des Immobilienportfolios bei Steinhoff schmilzt wie ein Eis in der Sonne

Schon wieder eine Fortsetzung zum Tatort der Serie „Steinhoff“? Ja, da haben Sie Recht. Aber die Schlagzahl der neuen Meldungen im Bilanzskandal um Steinhoff hat sich in den letzten drei Monaten deutlich erhöht. Laut einer Nachricht des Handelsblattes vom 4. April 2018 wurden die Immobilien der Tochtergesellschaft Hemisphere International mit einem überhöhten Wert angesetzt. Genauer gesagt: 1,1 Milliarden Euro lösen sich in Luft aus. Verspäteter Aprilscherz? Leider nicht. Was könnte man denn ansonsten mit einer Milliarde anfangen? Sich den Fußballspieler Neymar kaufen – wie es Pari Saint-Germain letzten Sommer getan hat – und eine Weile seinen Gehalt bezahlen. Eine kurze Weile zumindest. Für den Bau des Berliner Flughafens reicht es jedoch bei Weitem nicht. Weiterlesen

Update Bilanzdelikte: Banken müssen Forderungen gegenüber Steinhoff-Konzern abschreiben

Aggressiver Expansionskurs durch Niedrigzinspolitik und gestiegene Risikobereitschaft der Banken befeuert?

Endlich? Der Bilanzskandal um den Steinhoff-Konzern hat es in die Tagesschau geschafft. Die BayernLB musste bereits Forderungen in Höhe von 60 Mio. EUR für vergebene Kredite abschreiben. Insgesamt wurden an den Konzern Kredite in Höhe von 200 Mio. EUR vergeben. Und die 60 Mio. sind nicht das Ende der Fahnenstange. Auch andere Banken sind betroffen.  Ausfälle in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro werden in den Medien genannt. Seit heute Morgen läuft der Google-Alert heiß. Sehr heiß.

Wie konnten in einem solchem Umfang Kredite vergeben werden? Hat niemand genauer hingeschaut? Welche Manipulationen hat das Management vorgenommen, um dies so lange verdecken zu können? Haben die niedrigen Zinsen gelockt? Stehen Banken unter zu großem Druck? Die Niedrigzinspolitik der EZB macht ihnen schon seit Jahren immer mehr zu schaffen. Bankvorstände sind derzeit nicht zu beneiden. Weiterlesen

Update „Bilanzdelikte“: Von wegen ruhiges Jahresende

Bilanzfälschung bei Poco sorgt für Wirbel

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Eine Zeit, in der man noch einmal in aller Ruhe das bald endende Jahr Revue passieren lässt. Ruhe? Weit gefehlt. Seit mehr als zwei Wochen läuft bei mir der Google-Alert mit dem Stichwort „Bilanzfälschung“ auf Hochtouren. Stichwort „Poco“. Noch nie gehört? Die Werbung von Poco kennen Sie vielleicht. Keine Werbung, die man sich öfters ansehen kann. Ich zumindest nicht.

Vernichtung von Börsenwerten in Milliardenhöhe. Testate der Wirtschaftsprüfer werden angezweifelt. Kreditwürdigkeit vergleichbar mit dem einer Mülltonne. Übertreibungen? Leider nicht. Innerhalb kürzester Zeit wurden mehr als 13 Milliarden Euro an Börsenwerten vernichtet. Eine Unsumme. Dafür kann man vielleicht 1,5 Flughäfen à la Berlin bauen. Zu optimistisch? Nun, für einen reicht es vielleicht. Weiterlesen