Serie Risiko Bilanz – wo man genauer hinschauen sollte: Warum Lanxess eine halbe Milliarde abschreiben musste und dennoch „Glück“ hatte

Abschreibungen bei Firmenwerten

Aufregende Zeiten. In den Bilanzen der Unternehmen ist einiges los. Aus Unternehmenssicht häufig nicht erfreulich, aus meiner Sicht als Referentin und Autorin eine Fülle an Praxisbeispielen. Eine spannende Frage: Platzt nun die Zeitbombe Goodwill in den IFRS-Bilanzen? Zumindest beim MDAX-Konzern Lanxess wurde einiges an Luft rausgelassen. Eine halbe Milliarde, um genau zu sein.

Droht auch anderen Konzernen das Gleiche wie Lanxess? Inzwischen sind schon zahlreiche Berichte der großen börsennotierten Unternehmen veröffentlicht. Derzeit sieht es nicht danach aus. Doch Achtung: Es gibt Spielräume, um eine drohende Abschreibung – zumindest vorübergehend – zu verhindern. Worauf man achten sollte? Das schauen wir uns genauer an. Weiterlesen

Lanxess muss eine halbe Milliarde abschreiben: Platzt nun die tickende Zeit-bombe Goodwill?

Die Zeitbombe Goodwill. Schon seit vielen Jahren warne ich davor. Denn nach IFRS wird der Goodwill, der beim Unternehmenskauf entsteht, seit inzwischen zwanzig Jahren nicht mehr jährlich abgeschrieben. Die Folge? Seither schreiben viele IFRS-Bilanzierer ihren Goodwill quasi nie ab, denn dies würde bei Anlegern den Eindruck erwecken, dass der gezahlte Kaufpreis der getätigten Akquisition zu hoch war. Doch ist es unrealistisch, dass durch einen Unternehmenskauf die Vorteile dadurch mehr als 100 Jahre bestehen. Denn dies ist die vereinfacht ausgedrückte Aussage hinter der gelebten Praxis in der IFRS-Welt der letzten zwei Jahrzehnte.

Wieso Lanxess den Goodwill abschreiben muss

In der Pressemitteilung vom 27. Februar 2024 informiert Lanxess wie folgt über den Wertminderungsbedarf:

„Im Zusammenhang mit der Erstellung des Jahresabschlusses 2023 hat LANXESS einen Wertminderungsbedarf in Höhe von 413 Millionen Euro auf den Goodwill identifiziert. Die Wertminderung entfällt auf die Business Units Flavors & Fragrances und Polymer Additives und mindert den im Rahmen von Akquisitionen entstandenen Goodwill. Hintergrund der Wertminderung ist eine in Teilen schwächer als erwartete Nachfrage in den genannten Geschäftsbereichen insbesondere für die Jahre 2023 und 2024.“

Analysten rechnen damit, dass Lanxess für das letzte Geschäftsjahr einen Verlust ausweisen muss. Genaueres wird sich am 14. März zeigen: Denn dann wird der Geschäftsbericht veröffentlicht.

Lanxess informiert in der Pressemitteilung auch darüber, dass die Abschreibung nicht zu einem Abfluss an Liquidität führt. Das stimmt, denn die Kaufpreise wurden bereits in der Vergangenheit bezahlt. Doch hier will ich ergänzen: Die Abschreibung beruht nach den Angaben in der Pressemitteilung und nicht auf Änderungen von Diskontierungszinssätzen, wie dies bei manchen Unternehmen bereits in den Geschäftsberichten 2022 der Fall war (beispielsweise Grenke AG).

Der Grund für die Abschreibung der Firmenwerte bei Lanxess liegt an der schwächeren Nachfrage und diese wirkt sich wohl auf die Liquidität aus: Weniger Umsatzerlöse bedeutet schlussendlich auch weniger Geldzufluss von Kunden. Weiterlesen

Alle Jahre wieder – Prüfungsschwerpunkte der BaFin

Spätfolgen von Wirecard?

Anfang Dezember hat die BaFin die Prüfungsschwerpunkte für nächstes Jahr veröffentlicht. Dies hat – wie das Singen von Weihnachtsliedern in der Adventszeit – Tradition. Doch Überraschungen gibt es dennoch.

Was die BaFin prüfen will

Im kommenden Jahr möchte die BaFin den Fokus auf den Lagebericht legen. Dazu sollen laut der Pressemitteilung der BaFin vom 4. Dezember 2023 die Darstellung der Geschäftsmodelle und Steuerungssysteme genauer unter die Lupe genommen werden.

Da die Geschäftstätigkeit von Unternehmen häufig umfangreich und komplex ist, muss sich dies im Lagebericht widerspiegeln. Weiterlesen

Goodwill bleibt als tickende Zeitbombe in den Bilanzen – IASB-Entscheidung liegt vor

Die Wiedereinführung der planmäßigen Abschreibung des Goodwills nach IFRS war lange diskutiert worden. Der Beginn der Pandemie hatte die Entscheidung verzögert. Es wurde viel hin und her diskutiert, doch nun steht es fest: Es bleibt bei der derzeitigen Regelung. Der Goodwill nach IFRS wird also weiterhin nicht planmäßig abgeschrieben, sondern nur außerplanmäßig. Die Entscheidung hat das IASB in der Sitzung im November gefällt.

In den letzten Jahren habe ich mehrere Studien zum Goodwill in den Bilanzen der Index-Unternehmen gemacht. Die Erkenntnisse? Erschreckend! Der Anteil des Goodwills macht nicht nur einen Großteil des Gesamtvermögens aus. Es gibt auch Unternehmen, bei denen der Goodwill größer ist als das Eigenkapital.

Hintergründe der Entscheidung

Worauf beruht diese Entscheidung? Das IASB hat die Rückmeldungen der Interessensgruppen ausgewertet. Bei den Studienergebnissen zum Goodwill nicht verwunderlich, dass die Sorge vor der Rückkehr zur planmäßigen Abschreibung groß war, denn schließlich profitieren viele Interessensgruppen von geringen Goodwill-Abschreibungen, die den Gewinn des Unternehmens schonen. Weiterlesen

Dauerbrenner Goodwill: Rückkehr zur planmäßigen Abschreibung?

Der Goodwill nach IFRS ist ein Dauerbrenner. Auch beim IASB (International Accounting Standards Board) gibt es offenbar viel Diskussionsbedarf. Eigentlich sollte die Reform schon längst erfolgt sein. Bei der Antwort auf die Frage, ob die planmäßige Abschreibung des Goodwills wieder eingeführt wird, braucht es noch etwas Geduld. Im ersten Quartal 2022 soll die Entscheidung gefällt werden.

Erfreulich ist die Transparenz des derzeitigen Diskussionsstandes. Das IASB hat im September ein Papier veröffentlicht, um die vorläufigen Ansichten zusammenzufassen. Diese werden wir uns nun genauer anschauen. Weiterlesen

Serie Bilanzskandale: Der umstrittene Indien-Deal von Wirecard

Eine Verzehnfachung des Preises innerhalb von wenigen Wochen – von dieser „Traumrendite“ können selbst Immobilienbesitzer in München nur träumen. Doch bei Wirecard? Angebliche Realität. Im Jahr 2015 kaufte der mittlerweile insolvente Zahlungsdienstleister ein Unternehmen in Indien für mehr als 300 Mio. €. Wenige Wochen zuvor hatte das Unternehmen für etwas mehr als 30 Mio. € den Besitzer gewechselt.

Fragen, Fragen, Fragen…

Gab es daran denn keine Kritik? Doch und zwar in der Financial Times. Welche Folgen die kritischen Berichte über Wirecard für die Journalisten hatten, ist mittlerweile bekannt: Beschattungen. Von den juristischen Folgen seitens der Bafin ganz zu schweigen.

Es stellt sich die folgende Frage: Wer hat davon profitiert, dass Wirecard für die indische Firmengruppe einen derart hohen Kaufpreis bezahlt hatte? Dies herauszufinden, ist nicht einmal den 40 (!) Wirtschaftsprüfern von KPMG während der Sonderuntersuchung gelungen. Dies soll keineswegs die Arbeit der Prüfer kritisierten, ganz im Gegenteil: Wie kann es sein, dass aufgrund von monatelanger Arbeit selbst Experten nicht herausfinden konnten, wer die wirtschaftlich Berechtigten hinter dem Fund 1 waren, wie dies im KPMG-Bericht bezeichnet wurde? Weiterlesen

Gelbe Karte der Bilanzpolizei – bei welchen Themen in diesem Jahr besonders häufig Fehler festgestellt wurden

Noch nie stand die Bilanzpolizei so in der Kritik wie jetzt. In diesem Beitrag soll es ausnahmsweise nicht um die Kritik an der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) gehen. Der Tätigkeitsbericht der DPR für dieses Jahr wird erst im Januar veröffentlicht. Doch bei einem Vortrag des Präsidenten hatte ich vor kurzem die Gelegenheit, von den besonders häufigen Fehlerfeststellungen in diesem Jahr zu erfahren.

Neben dem Dauerbrenner Goodwill, gab es auch zu einem anderen Thema besonders häufig die gelbe Karte bei den DPR-Prüfungen. Dies war mir auch schon aufgefallen,denn ich verfolge regelmäßig die veröffentlichten Fehlerfeststellungen der DPR.

Dauerbrenner Goodwill

Die Wertminderung des Goodwills war einer der Prüfungsschwerpunkte in diesem Jahr. Der angekündigte Zoff mit der DPR ist eingetreten: Den Auftakt zu Jahresanfang machte direkt Bastei Lübbe. Mehr dazu gibt es in einem anderen Beitrag von mir, den ich unten verlinkt habe.

Doch was hat die DPR bemängelt? Weiterlesen

APAS, DPR und Co: Der Stress mit dem Goodwill geht erst los

Die Party könnte wegen Corona bald vorbei sein

Der Goodwill ist ein Dauerbrenner – vor allem in diesem Jahr: Während der Diskussion der Wiedereinführung der planmäßigen Abschreibung des Goodwills hat Corona für Ärger gesorgt, denn je schlimmer die Wirtschaftskrise wird, desto eher drohen außerplanmäßige Abschreibungen des Goodwills, zumindest nach IFRS. Die Bilanzen der DAX-Konzerne wurden seit 2004 ordentlich aufgepumpt: Wegfall der planmäßigen Abschreibung des Goodwills, langanhaltende Niedrigzinsphase und Shopping von Unternehmen. Weiterlesen

Unterjährige Durchführung des Impairment-Tests

Corona-Pandemie als Anlass für die Überprüfung der Werthaltigkeit des Goodwills?

Die Ausbreitung des Corona-Virus stellt die Welt vor bislang nicht bekannte Herausforderungen. Derzeit ist nicht absehbar, wann es wieder zu einer Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens kommt und der derzeitige Shutdown der Wirtschaft beendet wird. Die Wirtschaftsweisen haben ein Sondergutachten veröffentlicht, in dem sie die Auswirkungen der Ausbreitung der Pandemie auf die wirtschaftliche Lage in Deutschland anhand verschiedener Szenarien darstellen. Nach der Auffassung der Wirtschaftsweisen ist eine schwere Rezession unvermeidlich. Wie schlimm es tatsächlich werden wird, ist derzeit aufgrund der bestehenden Unsicherheiten unklar. Weiterlesen

Besonders wichtige Prüfungsinhalte: Werthaltigkeit des Goodwills beschäftigt die Wirtschaftsprüfer

Der liebe alte Goodwill – ein absoluter Dauerbrenner. Nicht nur die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) beschäftigt das Thema. Auch die Wirtschaftsprüfer der DAX-Konzerne haben bei ihrer Prüfung der Abschlüsse 2019 ein besonderes Augenmerk darauf geworfen. Bei ca. einem Drittel der Unternehmen wurde die Werthaltigkeit des Goodwills als besonders wichtiger Prüfungsinhalt (sog. KAM) eingestuft.

DPR und IASB: Goodwill beschäftigt die IFRS-Welt

Die DPR hat den Werthaltigkeitstest als besonderen Prüfungsschwerpunkt für dieses Jahr ausgewählt. Denn wie der Tätigkeitsbericht des letzten Jahres gezeigt hat, gibt es beim Goodwill die meisten Einzelfehler bei den Überprüfungen der Jahresabschlüsse. Weiterlesen