Folgen des Wirecard-Skandals: Die schwierige Suche nach einem neuen Abschlussprüfer

„Demnächst steht bei uns der Wechsel des Abschlussprüfers an. Die Suche wird schwierig werden.“ Eine Aussage aus meinen Gesprächen mit Vorständen und der Investor-Relations-Abteilung von börsennotierten Unternehmen bei meiner Tätigkeit als Hauptversammlungssprecherin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger.

Ein Problem, dass künftig sicherlich noch mehr Unternehmen beschäftigen wird. Denn durch das FISG steht die Pflichtrotation für die betroffenen Unternehmen nun branchenunabhängig nach zehn Jahren an.

Gründe für die schwierige Suche

Wir haben spezielle Anforderungen an den Abschlussprüfer. Das ist einer der Gründe, die die Suche nach einer neuen Prüfungsgesellschaft schwierig gestaltet. So wurde mir dies seitens der Unternehmen berichtet. Eine Branche mit besonderer Komplexität wie beispielsweise eine Versicherung, die Kombination von Internationalität mit Expertise der Rechnungslegung nach US-GAAP und einige weitere gestalten beim anstehenden Wechsel des Abschlussprüfers die Suche nach einer neuen Gesellschaft als schwierig. Weiterlesen

Wie ein Wechsel des Abschlussprüfers die Bilanz beeinflussen kann

Ausweis von Kryptowährungen in der Bilanz

Wo werden Kryptowährungen in der Bilanz ausgewiesen? Das kommt auf den Wirtschaftsprüfer an. So ist es zumindest bei der Euwax AG, die Finanzdienstleistungen für die Börse Stuttgart erbringt. Durch den Wechsel des Abschlussprüfers hat sich der Ausweis der Kryptowährungen in der Bilanz geändert.

Auf den ersten Blick, ein kleiner Unterschied. Dennoch ein Sachverhalt, den man bei der Analyse von betroffenen Unternehmen berücksichtigen sollte. Doch nun aber der Reihe nach.

Ausweis von Kryptowährungen in Bilanz und GuV

Kryptowährungen sind sog. digitale Vermögensgegenstände gem. § 340e HGB. Zu diesem Thema hat das IDW eine Stellungnahme zur Bilanzierung von Finanzinstrumenten des Handelsbestands bei Kreditinstituten (IDW RS BFA 2) veröffentlicht.

Beim Ausweis von Kryptowährungen im Jahresabschluss hatte die Euwax AG die folgenden beiden Möglichkeiten angewendet:

  1. Ausweis als Finanzinstrumente (bis Geschäftsjahr 2021)
  2. Ausweis als sonstige Vermögensgegenstände (ab Geschäftsjahr 2022)

Warum dies relevant ist? Weiterlesen

Update Causa Adler: Die verzweifelte Suche nach einem Abschlussprüfer – brauchen wir eine „harte“ Reform?

Kaum hat das neue Jahr richtig begonnen, geht es bei Adler wieder richtig rund. Zur Erinnerung: Freiwillig hatte sich keine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf die Ausschreibung von Adler beworben. Der Immobilien-Konzern sah sich gezwungen, das Gericht um Hilfe zu bitten. Das Amtsgericht-Charlottenburg bestellte KPMG als Prüfer. Doch diese haben abgelehnt. Und nun?

Ein Blick zurück

Spannend. Schließlich hatte KPMG sich im letzten Jahr geweigert, weiterhin die Bücher von Adler zu prüfen. Bei der traumhaften Zusammenarbeit mit dem Mandanten keineswegs verwunderlich, denn schließlich war Adler bei der Vorgabe von Unterlagen nicht kooperativ. Dazu kommt noch die Ankündigung des Verwaltungsratschefs, dass für 2022 ein uneingeschränktes Testat angestrebt werde. Und in diesem Jahr ist deutlich mehr Zeit, einen testierten Abschluss vorzulegen, denn nicht mehr der 30. April wie im letzten Jahr, sondern der 31. Dezember ist dieses Jahr die finale Frist. Dass die Zeit knapp ist, um alle vom Prüfer geforderten Unterlagen diesem zur Verfügung zu stellen, wird also dieses Jahr nicht mehr durchgehen. Weiterlesen

Steigende Herausforderungen an die Abschlussprüfer – braucht es einen „Fachprüfer für Nachhaltigkeitsberichte“?

Die Anforderungen an die Abschlussprüfer steigen und steigen. Neben der Digitalisierung spielt auch das Thema Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten eine immer größere Rolle. Eine Pflicht zur Prüfung der Nachhaltigkeitsberichte durch den Abschlussprüfer gibt es erst ab 2023 für alle Unternehmen, die einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen. Noch ist etwas Zeit. Doch 2023 kommt schneller als man denkt.

Mittlerweile haben auch einige Wirtschaftsprüfer begonnen, hier eine besondere Expertise aufzubauen: Die Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten. Bisher ist dies noch freiwillig, wird aber teilweise von Unternehmen genutzt.

Überlegungen zur Fachweiterbildung

Durch die steigenden Anforderungen an den Berufsstand der Wirtschaftsprüfer stelle ich mir immer wieder die Frage, inwieweit weitere Spezialisierungen oder eine Art Fach-Wirtschaftsprüfer erforderlich ist. Weiterlesen

Serie Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers – Zusammenarbeit zwischen dem Abschlussprüfer und dem Prüfungsausschuss nach dem FISG

Die Zusammenarbeit zwischen dem Abschlussprüfer und dem Prüfungsausschuss wird sich durch das FISG verändern. Es wurde nun gesetzlich klargestellt, dass der Aufsichtsrat auch die Qualität der Abschlussprüfung beurteilen muss. Dadurch kommt dieser Aufgabe des Aufsichtsrates eine größere Bedeutung zu. Doch diese stellt den Aufsichtsrat vor einige Herausforderungen.

Fragen an den Abschlussprüfer

Der Prüfungsausschuss – der künftig bei Unternehmen von öffentlichem Interesse zwingend eingerichtet werden muss – stimmt mit dem Abschlussprüfer die Prüfungsschwerpunkte ab. Doch wenn es um die Beurteilung der Qualität der erfolgten Abschlussprüfung geht, stellen sich für den Aufsichtsrat einige Fragen: Weiterlesen

Serie Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers – Was die Praxis dazu sagt

Studien zur Beurteilung der Qualität der Abschlussprüfung gibt es wie Sand am Meer. Doch anders als bei Sandkörnern ist die Vorgehensweise sehr unterschiedlich. Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die meisten Studien aus den USA kommen. Wie so oft haben wir in Deutschland hier noch etwas Nachholbedarf.

Einige wichtige Erkenntnisse aus den Studien werde ich in diesem Beitrag näher beleuchten.

Arbeitsbelastung des (verantwortlichen) Abschlussprüfers

Wenig überraschend ist das Ergebnis, dass eine hohe Arbeitsbelastung der Abschlussprüfer die Prüfungsqualität beeinträchtigt. Dabei spielt nicht nur die Arbeitsbelastung des betroffenen Mandates, sondern die Arbeitsbelastung bei der Betreuung mehrerer Mandate eine Rolle. Diese Erkenntnis zeigt, dass bei einem Wechsel des Abschlussprüfers auf die Arbeitsbelastung des verantwortlichen Prüfers geachtet werden sollte. Weiterlesen

Serie Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers – Best-of der Qualitätsindikatoren

Es gibt eine Vielzahl von Indikatoren, die für die Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers entwickelt wurden. Die Herausforderungen bestehen darin, die Indikatoren präzise messbar zu machen. Denn nur dann kann auch tatsächlich eine Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers erfolgen. Auch werden erste Erfahrungen zeigen, welche Schwierigkeiten sich bei der Umsetzung in der Praxis ergeben.

Die entscheidende Frage bei den Indikatoren zur Qualitätsbeurteilung ist, ob diese sich auf die Prüfungsgesellschaft oder das Prüfungsteam bezieht. So ist davon auszugehen, dass es zwischen diesen beiden Größen Wechselwirkungen geben wird. Auch hier wird die Praxis erst noch zeigen, welche Vorgehensweise aussagekräftig sein wird.

Einteilung der Qualitätsindikatoren

Die Grundstruktur der Indikatoren verschiedener Kriterienkataloge geht in der Regel prozessorientiert vor. So gibt es die folgenden Kategorien, in die die Kriterien eingeteilt werden: Weiterlesen

Serie Beurteilung der Arbeit des Abschlussprüfers – Was bedeutet eigentlich Prüfungsqualität?

Durch den Bilanzskandal des ehemaligen DAX-Konzerns Wirecard hat auch das Image der Abschlussprüfer erheblich gelitten. Die ersten Reformen wurden im Mai im Bundestag verabschiedet. Doch meines Erachtens sind die Regelungen so nicht ausreichend. Eine Verschärfung der Rotationspflichten, die Trennung von Prüfung und Beratung sowie die Ausweitung der Haftung tragen nicht zu einer Verbesserung der Prüfungsqualität bei, auch wenn diese Punkte im Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität reformiert wurden.

Doch was bedeutet eigentlich Prüfungsqualität? Diese Frage soll im ersten Beitrag der neuen vierteiligen Serie beantwortet werden. Weiterlesen

Wirecard – ein Buch mit sieben Siegeln oder Wirtschaftsprüfer- und Aufsichtshaftung?

Verschwundene 1,9 Mrd. € haben erheblichen Wirbel in die deutsche Börsenlandschaft gebracht. Doch wie können eigentlich 1,9 Mrd. € einfach verschwinden? Die Frage müsste in einem Steuerrechtskurs eher so lauten: Wie hat sich so ein Aktiva bilanziell überhaupt jahrelang aufbauen können? Es geht um Bilanzierung und den Vergleich von diversen Konzern-Bilanzen. Dies ist viel mühsamer, als wenn man es nur mit einer einzigen testierten Bilanz zu tun hat.

Genauso schwierig wird es bilanzsteuerrechtlich, wenn Treuhandgeschäfte, -konten und gar etwaige „Sicherheitseinlagen“ dazu kommen und bilanziell zu erfassen sind. Die Bilanzierung ist dann komplexer und wenn angebliche eigene Guthaben einer AG auf Treuhandkonten platziert sind, beispielsweise bei Banken in Drittstaaten, stellt sich ferner die Frage, ob man mit Originalbestätigungen von Banken und Gesamtsaldenbestätigungen über die (Gesamt-)Geschäftsverbindung hätte arbeiten müssen.

Letztlich ist aber aus Sicht der Aktionäre zu prüfen, ob geltend gemachte Ansprüche gegen WP-Gesellschaften überhaupt in derartigen Konstellationen zum Ziel führen. Aufsichtsräte fragen sich, ob sie den Testaten von WP-Gesellschaften noch vertrauen können und dürfen oder ob in dem Einzelfall weitere Nachforschungen erforderlich sind –sowie wann dies denn konkret der Fall ist. Weiterlesen

Die berufsübliche kritische Grundhaltung des Abschlussprüfers

Vom Prüfer der Jahres- und Konzernabschlüsse ist zu erwarten, dass er wesentliche Fehler in der Berichterstattung aufdeckt. Um dies sicherzustellen, muss er die Prüfung mit einer angemessenen kritischen Grundhaltung angehen. Man spricht hier von der berufsüblichen kritischen Grundhaltung oder neudeutsch „professional skepticism“. Diese wird vom Abschlussprüfer sowohl gesetzlich als auch von berufsständischen Verlautbarungen eingefordert. Was soll man darunter verstehen? Weiterlesen